Eine Glosse von Daniela Pemöller

Autofahren wird immer sicherer dank Airbag, ESP, ABS und wie die kleinen Helfer alle heißen. Statistisch mag das stimmen. Doch wer sich die Nominierungen für den Darwin Award durchliest, den beschleicht ein anderes Gefühl. In fast jedem zweiten Fall dieser skurrilen Sammlung tödlicher Geschichten spielt nämlich das Auto eine entscheidende Rolle.

Das Prinzip des Darwin-Preises ist simpel: Mitmachen darf nur, wer durch sein raffiniertes Handeln tot ist oder zeugungsunfähig wurde. Denn da sind sich die Verfasser einig: Nur wer wirklich alles gibt, um den Genpool der Menschheit zu verbessern, verdient eine Belohnung.

Im vergangenen Jahr hatte der Amerikaner Shawn Motero den Pokal knapp verfehlt. Shawn stand im Stau und musste dringend auf die Toilette. Zugegebenermaßen eine missliche Lage. Leicht angetütert reagierte er etwas überstürzt. Vor den verblüfften Blicken seiner Freunde sprang er aus dem Auto und über die nächste Mauer. Dabei hatte er aber was Wichtiges vergessen: die 20 Meter hohe Brücke, auf der sie standen.

Das war zwar dumm, für die Leser der Webseite (www.darwinawards. com/darwin) aber noch längst nicht dumm genug. Sie ehrten stattdessen lieber die beiden belgischen Bankräuber, die sich bei der Sprengung eines Geldautomaten in der Dynamitmenge verkalkulierten und zur Strafe mit in die Luft flogen.

In diesem Jahr scheint der Darwin-Preis nach Brasilien zu gehen. Ein heißer Anwärter ist der 47-jährige Wachmann, der sein Auto vor Diebstahl schützen wollte und deshalb einen elektrischen Zaun drum herum errichtete. Leider vergaß er seine eigene Erleuchtung eines späten Abends. Nun muss er laufen. Zum Licht am Ende des Tunnels.

Ich hingegen tendiere eher zur romantischen Nummer: Das junge Pärchen, das sich morgens um sechs in Nebelschwaden näher kam. Und wie das in der Liebe tragischerweise so ist: Sie trifft einen oft, wenn man am wenigsten damit rechnet. In diesem Fall mitten auf der Hauptautobahn Via Dutra. Geduld war der Turteltauben Sache scheinbar nicht. Statt nach Hause zu fahren, hielten die Verliebten auf der rechten Spur. Es kam, wie es kommen musste. Ein fetter Lkw, ein lauter Knall und die Frage: Gibt es eine schönere Art zu sterben?