Eine Glosse von Daniela Pemöller

Hamburg. Deutschland gehen die Ingenieure aus. Laut einer Studie fehlten im Juli knapp 37 000 Experten dieser Berufsgattung an den Schaltknöpfen unserer Exportnation. Schuld daran sei der Nachwuchs. Der habe einfach keine Lust, jahrelang abstraktes Grundlagenwissen zu büffeln. Die wenigen, die es doch tun, sehen zu, dass sie danach schnell ins Ausland wandern. Denn da winkt nicht nur mehr Kohle, sondern meist auch freundlichere Rahmenbedingungen.

Aber es gibt sie noch, die Tüftler von morgen. In Berlin tief unter dem Potsdamer Platz im Herzen von Legoland Discovery Centre habe ich sie sitzen sehen. Mit ihren kleinen, flinken Händen griffen die drei- und vierjährigen Jungen und Mädchen eifrig in eine Tonne voller Reifen verschiedener Größen. Hoch konzentriert wählten sie große und kleine Rechtecke, kurze und lange Achsen, Lenkräder und andere Pinökel. Alles Einzelbausteine, die sie brauchten, um die Autos ihrer Träume zu bauen. Von der Sportkarre mit Spoiler über die futuristische Hightech-Flunder bis hin zur SUV-ähnlichen Quadratur des Kreises.

Doch wer glaubt, den Kleinen gehe es rein um die Optik, der irrt. Neben der "Designschmiede" befindet sich nämlich die Teststrecke. Das einzige, was hier zählt, ist Zeit. Und die tickt für Kims kantigen Klotz mit den XL-Rädern. Der filigrane Flitzer von Tom hat da alle Mühe hinterherzuhecheln. Und schon gewittert es gewaltig im Hirn des Vierjährigen. Was hat sie, was ich nicht hab? Plötzlich rennt Tom zur Tonne, holt vier Monsterreifen, baut sie an seinen Roadster und gibt Gummi, bis Kim nur noch Auspuffrohre sieht. Dann reißt er seine Ärmchen hoch und brüllt: "Wenn ich groß bin, werde ich Endschenör."