Eine Glosse von Daniela Pemöller

Hamburg. Träumen Sie auch manchmal von einem anderen Beruf? Ich meine jetzt nicht die lässige Hausmeister-Nummer im australischen Paradies Hamilton Island. Nein, ich rede von ganz bodenständigen Jobmöglichkeiten. Ein Arbeitsplätzchen in der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt zum Beispiel. Eine der letzten Entschleunigungsoasen, wie es scheint. Für Stressgeplagte, die fast täglich den Wettlauf mit der Zeit verlieren, kann das die Verlockung pur sein. Denn an diesem vergessenen Winkel der globalisierten Welt ticken die Uhren anders. Langsamer. Hier kann man noch ganz in Ruhe über die Dinge nachdenken. Und wenn diese Ruhe mehr als ein Jahr dauert, wen kümmert's?

Jüngstes Beispiel dafür ist die Baustelle Deelböge am Ring 2. Seit nun fast einem Jahr sind auf dieser Hamburger Hauptverkehrsader zwei von sechs Fahrspuren gesperrt. Tausende Hamburger quälen sich über den Dauerbrenner der Staukarten und stellten bis zum Sommer jeden Tag aufs Neue fest: Hier passiert mal gar nichts. Mindestens einer von ihnen, Beleuchter Hans-Joachim Klotz, wunderte sich so sehr darüber, dass er bei der Baubehörde anrief. Die Brücke, so erfuhr er, sei nicht mehr tragfähig und muss erneuert werden. Doch das Bauvorhaben müsse erst noch ausgeschrieben werden.

Weitere Wochen zogen ins Land, in denen nichts passierte. Sonne und Fußball-Weltmeisterschaft waren erst mal wichtiger. Als das Wetter schlechter wurde, tauchte plötzlich ein Dixi-Klo hinter der Absperrung auf - und ein drei mal drei Meter großes Loch. Herr Klotz dachte, nun geht es endlich los. Doch Klo und Loch verschwanden nach wenigen Tagen wieder und wurden durch zwei neue Löcher gleicher Größe ersetzt. Das ist der Stand seit fast zwei Monaten.

Nun habe ich mal nachgehakt. Und siehe da: Das Ausschreibungsverfahren läuft mittlerweile. Immerhin! Im Frühjahr, so ein Sprecher der Behörde, sollen voraussichtlich die Arbeiten beginnen. Festgenagelt werden möchte er auf diese Angabe natürlich nicht. Und wann der Bau beendet wird - ja, das wisse er beim besten Willen auch nicht. Traumhaft gelassen, so eine Aussage. Ich stelle fest, man muss nicht nach Australien reisen. Entspannte Jobs finden sich auch bei uns in Hamburg.