Der neue Nissan Micra wird größer, sparsamer und sicherer. Trotzdem kostet der Kleinwagen weniger als bisher

Die Zeit des debilen Lächelns ist vorbei. War der Nissan Micra bislang ein ewig freundlicher Frauenschwarm mit erhöhtem Knuddelfaktor, macht der Kleinwagen jetzt Ernst: Wenn am 13. November die vierte Generation an den Start geht, wird der japanische Mini deshalb nicht nur größer, sondern sieht auch lange nicht mehr so verspielt aus.

"Wir wollten endlich auch Männer und nicht nur Frauen damit ansprechen", erklärt Produktmanager Eric Rigaux den neuen, sehr viel strengeren Strich. Außerdem wird der auf einer völlig neuen Plattform aufgebaute Micra sparsamer und sicherer. Nur eines wird er nicht: teurer. Im Gegenteil. Obwohl er etwas mehr Platz bietet und mit sechs Airbags, ESP und Servolenkung vorfährt, geht der Preis sogar um ein paar Hunderter zurück und beginnt nun bei 10 470 Euro - und zwar für den Fünftürer. Der Dreitürer wurde aus dem Programm genommen.

Während die Karosse nüchterner wirkt als früher und damit natürlich auch ein wenig austauschbarer, hat der Micra innen seinen Charme behalten: Die Materialauswahl ist farbenfroh und die Formen sind lebenslustig. Das merkt man vor allem im Cockpit, wo zum Beispiel Radio- und Klimazentrale an eine Mischung aus CD-Player und Kaugummi-Automat erinnern. Dazu gibt es einen Hauch mehr Platz - nicht umsonst ist der Wagen in allen wichtigen Dimensionen ein paar Zentimeter gewachsen. So misst er jetzt in der Länge 3,78 Meter und hat einen Radstand von 2,45 Metern. Vorn kann man deshalb bequem und hinten für ein Auto dieser Klasse noch ganz ordentlich sitzen. Außerdem gibt es jede Menge pfiffiger Ablagen bis hin zum Geheimfach unter dem Kissen des Beifahrersitzes. Vom Wachstum profitiert auch der Kofferraum, der mit 265 Litern jetzt wenigstens den Wochenendeinkauf fasst.

Viel mehr sollte man dem Micra allerdings nicht zumuten - für lange Urlaubsfahrten ist das Auto schlicht zu klein. Ohnehin ist der Japaner eher Cityflitzer als Langstreckenläufer: Im Getümmel der Großstadt gibt er sich handlich und agil, ist übersichtlich und wendig und passt in beinahe jede Parklücke. Auf der Autobahn dagegen fühlt man sich ein bisschen verloren. Denn erstens wird es bei zunehmendem Tempo etwas lauter an Bord, und zweitens ist es mit Fahr- und Federungskomfort bei solchen Minis einfach nicht weit her.

Als Motorisierung gibt es zum Start nur einen 80-PS-Dreizylinder. Jenseits des Ortschildes braucht man einen vergleichsweise langen Atem: Beim Ampelspurt noch vorn dabei, braucht der Micra bis Tempo 100 fast 14 Sekunden, und Schluss ist schon bei Tempo 170. Dafür ist der überraschend vibrationsarme Antrieb im Mittel mit 5,0 Litern zufrieden. Und es kommt noch besser: In einem halben Jahr bieten die Japaner den Dreizylinder auch als Direkteinspritzer mit Kompressor an und rüsten ihn zudem mit einer Start-Stopp-Automatik aus. So steigt die Leistung auf 98 PS, der Verbrauch aber sinkt auf 3,99 Liter. "Das macht den Micra zum sparsamsten Benziner der Welt", sagt Rigaux und erklärt damit auch gleich, warum sich ein Diesel künftig erübrigt.

Beim Sparen hilft freilich auch der intelligente Leichtbau: Denn obwohl das Auto größer geworden ist, ist es nicht schwerer als früher. Im Gegenteil: "Gegenüber dem Vorgänger haben wir 35 Kilogramm gespart", sagt Rigaux. Rechnet man die zusätzliche Ausstattung noch heraus, macht der Micra sogar 80 Kilo gut - immerhin knapp zehn Prozent des Gesamtgewichts.