Für Autobauer ist Batman derzeit der letzte Schrei: Immer mehr Autokäufer wählen einen modischen Mattlack statt einer glänzenden Karosserie.

Die neuen Trendsetter im Straßenverkehr wollen vor allem eines: Auffallen. Deshalb liegt Batman bei ihnen gerade voll im Trend. Zumindest, wenn es um den Autolack geht. Statt mit einer glänzenden Karosserie kommt sein Batmobil auf der Kinoleinwand im stumpfen Mattschwarz daher. Was dem Helden auf Verbrecherjagd zur Tarnung dient, ist für Autobauer derzeit der letzte Schrei: Ob BMW, Mercedes oder Smart - bei immer mehr Modellen setzen sie in der Lackierstraße auf matt statt glänzend.

"Matte Lacke sind gerade sehr aktuell", sagt BMW-Pressesprecherin Susanne Spatz. "Die Nachfrage steigt kontinuierlich, und wir sehen solche Fahrzeuge auch vermehrt im Straßenbild." BMW bietet schon seit einem Jahr seine Sportlimousine M3 auf Kundenwunsch auch im matten Kleid an - wahlweise in den Farbtönen "Frozen Black" oder "Frozen Grey". "Die Nachfrage übersteigt im Moment unsere Kapazität", berichtet Spatz.

Auch bei Daimler experimentieren die Designer seit einiger Zeit mit den stumpf anmutenden Lacken. Als erstes verpasste Giorgio Armani 2003 dem Mercedes CLK eine mattgraue Haut. Es folgten Versuche mit der G-Klasse und dem Roadster SLK. Der neue Flügeltüren-Sportwagen SLS AMG hat bereits zwei silberne Matttöne im Lackfächer. Den kleinen Smart gibt's seit September im matten Hellgrün. Und 2011 bringen die Stuttgarter eine Sonderedition des Coupés CLS auf den Markt - ausschließlich mit Mattlack.

"Matte Lacke sind ein ganz spannendes Thema und eröffnen uns neue Horizonte", erläutert Martin Bremer, Leiter der Abteilung Farben und Ausstattung bei Mercedes. Viele Autofahrer wollten sich - ähnlich wie mit ihrer Kleidung - mit ihrem Fahrzeug mitteilen. "Weil aber seit ein paar Jahren bunte Farben nicht mehr en vogue sind, sind auch die Möglichkeiten, aufzufallen, zurückgegangen. Für uns ist es deswegen wichtig, für expressive Kunden noch etwas anderes zu haben, etwas Besonderes."

Das sind Mattlacke allemal. "Sie fallen auf der Straße sofort auf, weil sie noch so selten sind", sagt Helmut Staubach, Professor für Product und Transportation Design an der Weißensee Kunsthochschule Berlin. Das liege vor allem daran, dass die Autobauer davon lange Zeit nichts wissen wollten. "Matte Lacke sind vom Militär besetzt", sagt Staubach. "Außerdem haftete ihnen in der Vergangenheit zumeist ein Billig-Image an. So in der Art: Ich hab mein Auto selbst gestrichen."

Glänzende Lacke standen dagegen für Präzision und Eleganz. "Die Hersteller haben nun erkannt, dass matte Lacke das auch erfüllen können", sagt Staubach. "Weil es bei ihnen keine Reflexe gibt, sich nichts spiegelt, müssen die Formen präziser sein."

Bei Mercedes schätze man vor allem das Kühle und Technische, das matte Lacke ausstrahlen, sagt Lackspezialist Wolf-Dieter Hacker. Deshalb seien sie vor allem für sportliche Modelle geeignet. "Mattlack verführt zum Anfassen", betont Designer Bremer. "Bei Präsentationen kommt es immer wieder zu Streichelszenen."

Angst vor Fingerabdrücken müssen die Besitzer übrigens nicht haben. "Matte Autos sind gegenüber Staub und Fingerabdrücken deutlich unempfindlicher als die Hochglanzlackierten", sagt Andrea Rump von BASF Coatings in Münster, einem der weltweit größten Autolackehersteller. Um den Matteffekt zu erzielen, mischt man dort Klarlack, der auch bei glänzenden Autos zum Einsatz kommt, mit einem Mattierungsmittel, das im Rohzustand feinem Mehlstaub gleicht.

Neben der Herstellung gilt auch die Verarbeitung von matten Lacken als aufwendig. Deshalb sind Autos im modischen Matt-Look bisher nur gegen Aufpreis erhältlich. Beim Smart beispielsweise sind es 890 Euro.