Eine Glosse von Daniela Pemöller

Hamburg. Damit sie gewählt werden, scheuen Politiker bekanntlich keine noch so komplizierte Hirnakrobatik. Ganz weit vorne in dieser Disziplin: unsere Freunde aus dem Wilden Westen. Rasen gegen Gebühr lautet die neueste Kopfgeburt aus Amiland. Sie stammt von Gino DiSimone. Der Gouverneursanwärter aus dem US-Bundesstaat Nevada hofft, so schnelles Geld in die leeren Kassen seiner Kommunen zu spülen.

Seine Idee: Wer 24 Stunden lang mehr Gummi geben möchte als gemeinhin erlaubt, soll dafür 25 Dollar an den Staat zahlen. Das ist nicht viel. In den 80er-Jahren hätte man dafür noch ein paar Körperhaare von Anthony Kiedis, dem Sänger der Red Hot Chili Peppers, ergattern können. Heute darf man für diese Summe bloß einen Koffer auf Inlandsflügen von US Airways mitnehmen. Oder zwei Dutzend Billig-Hamburger futtern. Da ist doch so eine Lizenz zum Rasen viel spannender.

Es gilt zudem das Argument von Homer Simpson: "Ein Speed-Limit von 55 Meilen pro Stunde rettet ein paar Leben, aber lässt Millionen zu spät kommen." Was das die Wirtschaft kostet, sollen andere ausrechnen. DiSimone glaubt jedenfalls, mit seinem genialen Geschäftsmodell der dehnbaren Gesetzesgrenzen dem Staat eine Milliarde Dollar einzuspielen - und zwar jährlich.

Das höhere Tempo steigert den Benzinverbrauch, was die Kassen zusätzlich zum Klingeln bringt. Und auch die Straßenbaubranche und der Krankenhaus-Sektor dürften von derlei Maßnahmen profitieren. Außerdem kann das Modell beliebig ausgebaut werden. Wie wäre es damit: Für 15 Dollar zehn Runden auf qualmenden Reifen durch den Kreisverkehr? Oder für 100 Dollar 20 Kilometer Slalom als Geisterfahrer?

Vielleicht hat Mister DiSimone seine Inspiration aus Deutschland. Hier bot ein Reiseunternehmen PS-geilen Chinesen mal eine Selfdrive-Tour an: Für 3000 Euro durften sie eine Woche lang im Porsche mit mehr als 200 Sachen über die Autobahn brettern. Das gefiel den Genossen aus Fernost. Auf diesen zusätzlichen Tourismus-Bonus kann Gino DiSimone aus Nevada aber nicht hoffen. In seinem Plan hört der Spaß nämlich schon bei 145 Stundenkilometern auf.

Tja, der Wilde Westen ist halt auch nicht mehr das, was er mal war.