Auch beim Auto hat die Glühbirne bald ausgedient. Entwickler sehen in der LED-Technik das größere Potenzial

Die meisten gefährlichen Unfälle ereignen sich bei Dunkelheit. Die Autoindustrie entwickelt deshalb neue Scheinwerfer, die mit besserer Lichtausbeute und intelligenter Verteilung für mehr Sicht und mehr Sicherheit sorgen sollen. "Die Zukunft gehört dabei eindeutig den Autoscheinwerfern mit LED-Technik", sagt Prof. Tran Quoc Khanh, Leiter des Fachgebietes Lichttechnik an der Technischen Universität Darmstadt. "Sie verschaffen dem Fahrer die in jeder Verkehrssituation bestmögliche Sicht."

Insbesondere Audi hat sich als Innovationstreiber hervorgetan. Nachdem LED-Leuchten heute bei fast allen Herstellern zumindest optional für das Tagfahrlicht eingebaut und von manchen Zulieferern sogar als Nachrüstlösung angeboten werden, nutzt die VW-Tochter die sparsamen und langlebigen Leuchtdioden als Erste im großen Stil auch für die Hauptscheinwerfer. Der Sportwagen R8 und die Oberklasselimousine A8 sind die ersten Serienmodelle, bei denen auf Wunsch keine Glühlampen mehr in Front- und Rückleuchten eingebaut werden. Doch lange wird Audi die Alleinstellung nicht halten können. Denn Mercedes will nachziehen und auch im neuen CLS Voll-LED-Scheinwerfer montieren. Diese Lösung vereint die variablen Lichtfunktionen des aus der E-Klasse bekannten Licht-Systems, das den Leuchtkegel automatisch den Verkehrsbedingungen anpasst und stufenlos zwischen Fern- und Abblendlicht, Kurven-, Abbiege- oder Nebellicht überblendet, mit dem extrem hellen und weißen LED-Licht. Obendrein haben LED eine längere Lebensdauer und benötigen weniger Strom als Halogen- oder Xenonleuchten. Während solche Lösungen vor allem für die Oberklasse gedacht sind, plant Mercedes auch weniger aufwendige Systeme. Sogenannte Low-Emission-LED-Scheinwerfer brauchen weniger Kühlung, sind nicht so komplex und könnten - mit abgespecktem Funktionsumfang - auch in Baureihen mit größerer Preissensibilität eingesetzt werden, sagt Entwickler Uwe Kostanzer. "Allerdings brauchen wir dafür noch ein paar Jahre."

Solche neuen LED-Module als Ersatz für Halogen-Scheinwerfer in der Klein- und Mittelklasse hält Prof. Khanh für besonders attraktiv: "Das wirkt sich auch positiv auf die Umwelt aus, da etwa 90 Prozent der Autos momentan mit ineffizienten Halogenglühlampen bestückt sind." Allerdings geht auch der Wissenschaftler nicht davon aus, dass solche Angebote vor 2012/2013 auf den Markt kommen. Doch LED-Strahler können auch intelligenter genutzt werden, ist Khanh überzeugt: "LED-Scheinwerfer werden in Verbindung mit Kameras und Sensoren in Zukunft als intelligentes System in bislang nicht gekannter Weise für die Sicherheit im nächtlichen Straßenverkehr sorgen."

Entsprechende Forschungsprojekte, bei denen Scheinwerfer und Assistenzsysteme miteinander verknüpft sind, laufen bereits. So entwickeln die Hersteller sogenannte Pixelscheinwerfer, bei denen alle mechanischen Elemente zum Schwenken des Lichtstrahls entfallen. Stattdessen bekommen sie mehr als 100 einzeln anzusteuernde Lichtpunkte, die in Kombination mit Assistenzsystemen zahlreiche Zusatzfunktionen erlauben. Die von einer Kamera erkannten Fußgänger können zum Beispiel im Fahrbahnbereich speziell angeblinkt werden, um sowohl den Fahrer als auch die Passanten auf die Gefahr aufmerksam zu machen. Außerdem könnten Abbiegehinweise für das Navigationssystems als Pfeile auf die Straße projiziert werden.