Eine Glosse von Daniela Pemöller

Es gibt ein paar Dinge, die machen Männer einfach nicht. Sich auf der Toilette fürs kleine Geschäft hinsetzen ist so ein Ding. Reden gehört dazu, ganz besonders, wenn es um Gefühle geht. Und nach dem Weg fragen. Frauen verstehen das nicht. Darum erkläre ich es in den Worten eines Mannes: So etwas sei unmännlich, muschimäßig und nur für Weicheier. Es gelte der Grundsatz: Mann ist nie orientierungslos. Er ist der Jäger. Der Fährtenleser. Derjenige, der immer genau weiß, wo es lang geht. Oder kann man sich vorstellen, dass Sylvester Stallone als Rambo auf Rachefeldzug unterwegs anhält und fragt: "Wo geht es zum Gefängnis?"

Mann verfährt sich nicht. Punkt. Und wenn doch, dann gibt er es nicht zu. Lieber kurvt er im Jahresdurchschnitt etwa 442 Kilometer Umwege, wie eine Studie aus Großbritannien jetzt verkündet. Auch wenn ihn das in seinem Autoleben 2400 Euro extra kostet. Wer einen Einheimischen fragt, verstehe eh nur Bahnhof und habe spätestens an der dritten Kreuzung alles wieder vergessen. Darum gurken die echten Kerle lieber eine halbe Stunde planlos durch die Gegend, bevor sie einen Passanten um Hilfe bitten. Und jeder Zehnte von ihnen würde eher wieder nach Hause fahren, als so sein Gesicht zu verlieren. Vom Verrat am eigenen Geschlecht ist sogar die Rede. Außerdem stelle sich immer wieder heraus - nämlich dann, wenn Frau die Faxen dicke hat und nachfragt -, dass der Einheimische meist noch weniger weiß und einen in eine völlig falsche Ecke schickt.

Psychologen können über dieses Phänomen nur den Kopf schütteln. Sie sehen in dem Verhaltensmuster einen Schrei nach Halt und Anerkennung. Woran, Sie ahnen es, das fehlende X-Chromosom Schuld sei. Doch das ist eine andere Geschichte. Ich denke, die Erklärung ist simpler. Im Grunde seines Herzens ist jeder Mann eine Art Indiana Jones. Und das Finden eines unbekannten Ortes gleicht in Zeiten von GPS einer Schatzsuche. Einem der letzten verbliebenen Abenteuer in einer globalisierten Welt, in der kein Winkel mehr unberührt ist.