Mit dem New Stratos wird eines der erfolgreichsten Rallye-Autos aller Zeiten neu aufgelegt.

Es ist eine dieser Geschichten, wie sie nur das Internet schreiben kann: Erst tauchen in den PS-Blogs ein paar Gerüchte auf, dann streut jemand schemenhafte Fotos, die PS-Paparazzi erlegen einen ominösen Prototypen und plötzlich spekuliert alle Welt über ein Comeback des Lancia Stratos. Seit wenigen Tagen hat das Rätselraten ein Ende: Ja, so lautet die Botschaft der Website www.new-stratos.com , eines der erfolgreichsten Rallye-Autos aller Zeiten wird neu aufgelegt - zunächst allerdings nur ein einziges Mal.

Der passionierte Oldtimerfahrer Michael Stoschek, ganz zufällig auch noch Chef des erfolgreichen Automobilzulieferers Brose, hat sich derart in den Donnerkeil aus Italien verguckt, dass er für sich eine Neuinterpretation des Zweisitzers in Auftrag gegeben hat. Allerdings schließt Stoschek bei entsprechender Resonanz den Bau einer Kleinserie von 25 Exemplaren nicht aus.

Der Wagen mit dem mattschwarzen Karbonkleid wird seit fast zwei Jahren bei Pininfarina entworfen und entwickelt. Jetzt hat er gerade seine ersten Runden auf dem Fiat-Testgelände in Balocco gedreht und soll im November offiziell präsentiert werden. Dieses Datum hat Stoschek nicht ohne Bedacht gewählt: Dann ist es genau 40 Jahre her, dass Bertone auf dem Turiner Salon zum ersten Mal das Tuch von der Flunder gezogen hat. Ein Jahr später zeigte Lancia die Serienfassung des kantigsten Coupés aller Zeiten. In der Straßenversion kam der Wagen mit der markanten Karosse aus Glasfaser-Kunststoff zunächst auf 190 PS, sprintete in 6,8 Sekunden auf Tempo 100 und erreichte 248 km/h. Und auf der Rallye-Piste war der Stratos so schnell, dass er von 1974 bis 1976 dreimal in Folge die Weltmeisterschaft gewann.

Technisch sind der alte und der neue Stratos näher beieinander, als man meinen mag. Denn wie schon das Original fährt auch der Nachbau mit einem Motor von Ferrari. War es in den Siebzigern der 2,4 Liter große V6 des Dino, hat Stoschek nun einen F-430 Scuderia ausgeschlachtet. Von ihm kommt nicht nur die verkürzte Bodengruppe, sondern auch der 4,3 Liter große V8, der im Original 510 PS leistet. Weil der fast komplett aus Karbon gefertigte New Stratos wohl um die 100 Kilo leichter sein dürfte als der Ferrari, sollte er auch deutlich schneller sein.

Weil vom ersten Modell keine 500 Exemplare gebaut wurden, ist der Stratos eine rasende Rarität, für die Fans tief in die Tasche greifen. War das Auto am Tiefpunkt seiner Karriere angeblich schon mal für unter 20 000 Mark zu haben, muss man heute nach Einschätzung vieler Sammler mindestens 70 000 oder 80 000 Euro für ein mittelprächtiges Exemplar investieren. Und wenn es dann noch ein Wettbewerbs-auto mit ein bisschen Geschichte sein soll, dann ist leicht das Dreifache fällig.

Michael Stoschek kann darüber nur lachen. Denn erstens hat er natürlich längst einen originalen Lancia Stratos in seiner Garage. Und zweitens wird es den Nachfolger kaum unter einer Million Euro geben.