Bei der neuen Generation seines Familienvans Sharan setzt Volkswagen auf praktische Schiebetüren

Zugegeben, sie haben sich viel Zeit gelassen. Doch wenn die VW-Strategen nach stolzen 15 Jahren jetzt die nächste Generation des Sharan an den Start bringen, hat die Großraumlimousine mit dem Vorgänger bis auf den Namen nicht mehr viel gemein. Schließlich ist das Auto nicht nur größer und schöner geworden, sondern auch variabler, es ist sicherer und sparsamer. Nur bei einem Punkt haben sich die Niedersachsen am Vorgänger orientiert: "Die Preise wurden kaum verändert", stellt Pressesprecher Jochen Grüten fest.

War der Sharan beim Debüt 1995 noch ziemlich allein auf weiter Flur, muss er sich nun einem Feld von knapp 30 Konkurrenten stellen. Um ihm dort weiter eine Spitzenposition zu sicheren, wurde das Konzept gründlich überdacht: Deshalb bekommt der Van jetzt nicht nur praktische Schiebetüren, sondern auch ein völlig neues Sitzsystem: Bei wahlweise fünf, sechs oder sieben Plätzen ist es mit dem lästigen Stühlerücken und der Schlepperei in Garage oder Keller endlich vorbei, weil nun alle Fondsessel im Auto bleiben und mit wenigen Handgriffen im Boden verstaut werden können. Außerdem lassen sich in den beiden ersten Reihen die Sitze verschieben und die Lehnen individuell anpassen. Dass dabei ein paar Liter Stauraum verloren gehen, dürfte niemanden wirklich stören: Mit 711 bis 2430 Litern Ladevolumen wird es kaum einen Einkauf oder Urlaub geben, vor dem der Sharan kapitulieren muss.

Um das Sitzsystem einbauen und auch in drei Reihen genügend Platz bieten zu können, ist der Sharan in jeder Dimension gewachsen: Die Länge legt um 22 Zentimeter auf 4,85 Meter zu, die Breite liegt nun bei 1,90 Metern und der Radstand wächst um knapp acht Zentimeter auf 2,92 Meter. Nur in der Höhe duckt sich der Riese um einen guten Zentimeter niedriger in den Wind. Das mindert den Verbrauch und lässt den Wagen mit klaren Linien, dem optisch in die breite gezogenen Heck und dem neuen VW-Familiengesicht obendrein ein bisschen sportlicher oder zumindest eleganter aussehen.

Aber der Sharan macht auch beim Fahren einen Sprung nach vorn. Egal, welchen Motor man wählt: Das Auto wirkt solide, sicher und entspannend. Man sitzt ein wenig über den Dingen, die Motoren sind kaum zu hören, das Fahrwerk ist fein ausbalanciert. Wer darauf etwas Einfluss nehmen will, kann erstmals in diesem Segment auch ein adaptives Dämpfersystem bestellen und so zumindest in kleinen Schritten von kommod auf knochenhart wechseln.

In Fahrt bringen den Van vier für diese Baureihe neue Motoren, die allesamt mit Direkteinspritzung arbeiten und - auch dank Start-Stopp, Rekuperation und bis zu 30 Kilo Gewichtsersparnis - im besten Fall gut 20 Prozent weniger verbrauchen. Wichtigster Motor dürfte der 140-PS-Diesel werden, der mit dem 1,8-Tonner überraschend leichtes Spiel hat. 320 Nm reichen dem flüsterleisen Zweiliter für einen Sprintwert von 10,9 Sekunden und das Spitzentempo von 194 km/h für eine kurze Reisezeit. Besser noch ist allerdings der Verbrauch: Weil der Wagen mit 5,5 Litern zufrieden ist, schafft man mit dem 70-Liter-Tank (theoretisch) beinahe 1300 Kilometer ohne Boxenstopp.

Wer trotzdem weniger sparsam und dafür sportlicher fahren will, kann den Diesel auch mit 170 PS bestellen. Außerdem gibt es noch zwei TSI-Motoren mit 150 oder 200 PS. Der stärkere Benziner, der serienmäßig mit Direktschaltgetriebe daherkommt, schafft dann immerhin 218 km/h, braucht dafür aber auch 8,1 Liter - was für ein Auto dieses Formats noch immer respektabel ist. Anders als früher wird es für den Sharan keine Sechszylinder mehr geben. Und weil das Auto nicht nach USA kommt, sind auch Hybrid und Elektroantrieb kein Thema. Eine Allradversion ist für den nächsten Sommer angekündigt.

Innen gibt der Raumkreuzer schon fast den Luxusliner. Das edle Cockpit im Stil von Tiguan und Touareg sowie die sieben Airbags und das ESP ist Serie. Gegen Aufpreis gibt es nicht nur mehr Sitze, sondern auch Xenon-Scheinwerfer, Tagfahrlicht mit LED-Technik, das größte Panoramadach am Markt und einen Einpark-Assistenten, der den Wagen wie von Zauberhand in die passende Lücke bugsiert. Elektromotoren für Schiebetüren und Heckklappe sind ebenfalls zu haben.

Zwar hat VW am Grundpreis nicht viel geändert und startet tatsächlich mit 28 875 Euro. Aber schon die rund 35 000 Euro für die 200-PS-Version machen deutlich, dass nach oben noch viel Luft ist. Wer all die schönen Extras sowie ein bisschen Lack und Leder bestellt, kommt locker über 50 000 Euro. Doch hat man im Konzern auch eine Variante für Sparfüchse im Programm: In ein paar Monaten gibt es den VW Sharan auch wieder als Seat Alhambra - für vermutlich rund 1500 Euro weniger.