Eine Glosse von Daniela Pemöller

Hamburg. Die Daimler AG ist das beliebteste deutsche Unternehmen, so war es in dieser Woche zu lesen. Das jedenfalls hatte die Frankfurter Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Pricewaterhouse Coopers behauptet.

Mensch, denke ich, da müssen in Stuttgart ja mächtig die Korken und in Wolfsburg ordentlich ein paar Ohrfeigen geknallt haben. Im vergangenen Jahr stand nämlich noch VW stolz auf dem Siegertreppchen. Umfragen sind ja so eine Sache. Sie sind lästig. Eiligen Schrittes winken wir ab, wenn wieder ein Typ mit Block und Stift auf uns zustürmt. Opfer sind meist Rentner (somit auch viele Mercedes-Fahrer). Einsame Seelen, die sich freuen, dass endlich mal wieder einer mit ihnen mehr als zwei Worte ("Ihre Post!") wechselt. Auch die Zaghaften sind dabei, die keinen vor den Kopf stoßen wollen und eher eine halbe Stunde Langeweile als eine Sekunde Disharmonie ertragen.

Wie seriös, frage ich mich, sind also solche Umfragen? Wenn ich dann lese, dass die 1002 befragten Bundesbürger einfach nur Unternehmen aufzählen sollten, die ihnen spontan einfielen, bin ich vollends ausgestiegen. Wie kommt man zu dem Schluss, Daimler wäre das beliebteste deutsche Unternehmen? Sicher, jedem fünften Befragten fiel ad hoc Daimler ein. Allerdings konnte oder wollte jeder Dritte (!) kein Lieblingsunternehmen nennen.

Da fällt mir doch ein Journalisten-Kollege ein, der seit über zehn Jahren die Zahlen zum deutschen Krankenstand falsch interpretiert. Wie Stefan Niggemeier in seinem Blog aufdeckt, ist nur der Erste eines Monats relevant. Wenn das ein Sonntag ist, fällt die Statistik logischerweise niedrig aus. Weil sich sonntags niemand krankschreiben lässt. 2009 lagen fünf der sechs Stichtage an einem Sonn- oder Feiertag, 2010 nur zwei. Darum stieg der Krankenstand scheinbar sprunghaft und nicht wegen der besseren Konjunktur. Manchmal muss man Dinge wohl nur mit der nötigen Vehemenz wiederholen. Und plötzlich werden sie Wirklichkeit.