Herzlichen Glückwunsch: Die Motorradmarke Boss Hoss wird 20 Jahre alt - und ist heute schon eine echte Legende.

Amerikanische Motorräder - das ist mehr als nur Harley-Davidson. Neben der alteingesessenen Kult-Marke gibt es eine zweite, nicht weniger legendäre: Boss Hoss. Kennzeichen der - im besten Wortsinne - "Big Bikes" sind die verbauten V8-Motoren. Die Story begann 1990, als der Amerikaner Monte Warne ein Bike für sich suchte. Aber nicht irgendeines, nichts Alltägliches und nichts Schlappes. Es sollte drei- bis viermal mehr PS als die anderen auf dem Markt verfügbaren Motorräder haben. Pech für Warne: So ein Bike gab es nicht. Also baute er sich sein Bike selbst. Erste Amtshandlung: Aus einem StockCar baute er den V8-Motor eines Chevy aus. Diesen Klotz von Motor setzte er in einen selbst entworfenen Rahmen - was beileibe nicht einfach ist. Denn sein neues Motorrad sollte kein reines Show-Bike werden. Warne wollte einen fahrbaren Cruiser.

Mit seinem fertigen Eigenbau düste er zur Daytona Bike Week. Und erntete großes Lob und jede Menge Fragen. Eine häufig gestellte lautete: "Wo gibt es das Motorrad zu kaufen?" So langsam wurde ihm klar: Von dem Ding musste er mehr bauen. So entwickelte sich sein anfangs noch kleiner Laden zu einer echten Motorrad-Produktion.

Heute werden seine Monsterbikes in Dyersburg (Tennessee) auf einer Fläche von 770 Quadratmeter in Serie gefertigt. Die Rahmen werden hier entwickelt, produziert und nach dem Schweißen pulverbeschichtet. Die hauseigene Dreherei und Fräserei stellt, bis auf den Motor, alle Teile für die Motorräder selbst her. Die Motoren kommen von Chevrolet. Sie werden von den Boss-Hoss-Spezialisten im Werk für den Einsatz in den Bikes modifiziert. Dabei gibt es (fast) keine Grenzen. Je nach Kundenwunsch sind Motoren bis zu zehn Litern Hubraum und mehr lieferbar.

Schnell schafften die Mega-Bikes den Sprung nach Europa. Hier versorgten sich einige Enthusiasten zunächst selbst mit Motorrädern aus den USA. Sie kämpften mit teilweise erheblichen Schwierigkeiten bei der Zulassung, auch die Ersatzteilversorgung war nicht ganz unproblematisch. Einfacher wurde es für die Fans, als der gelernte Kfz-Meister Andreas Müller aus Hürth bei Köln den Europa-Import für die Motorräder übernahm. Neben den Werksmaschinen vertreibt der Rheinländer auch individuelle Boss Hoss Boliden. Eigene Ideen der künftigen Besitzer fließen dabei in die Custombikes ein, sind daher ebenso individuell wie die Fahrer der großvolumigen V8-Motorräder.

Einstiegsmodell ist die BHC-3 ZZ4, die ab 49 980 Euro zu haben ist. Für das Geld gibt es "Motorrad satt", herumgebaut um den V8 mit satten 5,7 Liter Hubraum. Leistung ist reichlich vorhanden: 355 Pferdestärken treten an. Über einen Zahnriemen geht die Kraft ans Hinterrad, eine Zweigang-Semi-Automatik (plus Rückwärtsgang für das Dickschiff) erlaubt entspanntes Fahren. Etwas gewöhnungsbedürftig sind die Abmessungen und Gewichte: Das Bike ist 2,69 Meter lang, besitzt 2,03 Meter Achsabstand und wiegt 505 Kilogramm. Das zulässige Gesamtgewicht liegt bei 761 Kilo. Der Verbrauch soll, je nach Gashand, zwischen neun und zwölf Litern liegen.