Eine Glosse von Daniela Pemöller

Als ich vor fünf Jahren eine Amazone kaufen wollte, fragte mich ein Freund: Wie soll sie denn sein? Taubenblau, schoss es aus mir heraus! Er guckte verwirrt. Die Farbe war ihm natürlich völlig egal. Motorisierung, Kilometerleistung, Baujahr waren die Fasern seines Denkstoffs. Dabei sind Farben genauso wichtig, meine Herren. Verraten sie doch so einiges über den Autobesitzer. Wird jedenfalls auf Seiten wie www.farbenundleben.de behauptet. Fahrer von gelben Schlitten sollen quasi Herzchen aus dem Auspuff pusten - so fröhlich sind sie. Die Blauen im Verkehr verhalten sich meist fair, aber fantasielos. (Frechheit! Mein zweites Auto war blau.)

Wer sich die Daten vom Kraftfahrtbundesamt anguckt, sieht schnell: Schwarz ist nicht nur bei BMW- und Porsche-Fahrern die Blondine des Neuwagen-Blechs. Wer ein schwarzes Auto fährt, will Autorität ausstrahlen. Es sind von "Ehrgeiz getriebene Erfolgsmenschen", die auf der Straße Macht demonstrieren möchten. Auch Grau (ein Perfektionist, der schwer mit Fehlern umgehen kann) und Silber (hat Stil, hält sich aber für was Besseres) stehen bei uns hoch im Kurs. Klingt wenig sympathisch. Aber woher rührt dieser Hang zur Langweile? Dieser Mangel an Mut? Liegt es am Geld? 1640 Euro Aufpreis kostet ein Golf in Ginstergelb oder Colarot. Bei mir bestimmte der Zufall die Farbe. Der Volvo meiner Preisleistungs-Träume war einfach weiß. Eine Feigenblattfarbe, die Umweltschutz und Reinheit symbolisieren soll, gern aber von den Adams und Evas im SUV benutzt wird.

Schon der alte Goethe wusste: Am Schnitt erkennt man die Lebensweise, aber an der Farbe die Sinnesweise des Menschen. Rot ist die am dritthäufigsten gefahrene Farbe in Russland. Beim kommunistischen Nachbarn China gurken drei Prozent der Genossen in orangen Autos durch die Diktatur. Ausgerechnet orange - seit den Olympischen Spielen 2008 in Peking die Protestfarbe gegen Menschenrechtsverstöße. Wenn stimmt, was Goethe sagte, lässt das ja hoffen.