Eine Analyse von Henry Gorgas

Frauen sind in Deutschland zwar demografisch leicht in der Überzahl, aber zum Kauf eines Neuwagens kann sich nur ein Drittel von ihnen entscheiden. Tun sie es, dann fällt die Wahl nicht unbedingt auf ein einheimisches Produkt. Deutsche Damen wählen vorzugsweise Marken wie Mini oder Alfa Romeo. Immerhin ist die Hälfte aller Mini-Besitzer weiblich. Deutsche Marken sind bei Kundinnen "eher unterrepräsentiert", hat jedenfalls Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer ermittelt.

So verzeichnet Mercedes einen Frauenanteil von 17,3 Prozent unter den Käufern, BMW 24,4 Prozent, Audi 28,8 Prozent. Auch Smart kommt mit einer Frauenquote von 30,8 Prozent längst nicht so gut bei den Damen an wie Mini mit 51 Prozent. Ford und Opel rangieren unter dem Durchschnitt von 32,9 Prozent, Volkswagen mit 35,5 Prozent leicht über dem Durchschnitt - so verzeichnet der neue Stadtflitzer VW Up einen Frauenanteil von 50 Prozent unter den Neukäufern. Im Durchschnitt dümpelt der Anteil weiblicher Neuwagenkäufer leicht über 30 Prozent vor sich hin.

Ein Frauenauto, so es denn überhaupt eines gibt, ist Design-orientiert und emotional besetzt, ist handlich und von gutem Ruf, ein ansprechender Hingucker auf vier schicken Rädern, den auch Mann gerne mal am Wochenende ausleiht. Und: Ein Frauenauto muss nicht unbedingt billig sein - das zeigt der Erfolg des Mini. Für Auto-Guru Dudenhöffer ist die niedrige Frauenquote unter den Neuwagenkunden "die Folge einer Modell- und Markenpolitik der Autobauer, die Frauen weniger anzieht. Es sieht so aus, als wäre die deutsche Automobilindustrie immer noch eine Männerindustrie." Das lässt sich trefflich auf den Automessen dieser Welt erkennen, wo Frauen nicht als potenzielle Kundinnen betrachtet, sondern immer noch auf ein Hostessen-Dasein reduziert werden.

Die Markenstrategie der Autoindustrie, so Dudenhöffer, fokussiere sich zu sehr auf PS-starke und große Fahrzeuge, während richtig schicke und edle Kleinwagen - mit Ausnahme des Mini - eher Mangelware seien. "Und wenn dann Opel seinen neuen Kleinstwagen auch noch Adam nennt, zeigt dies, dass im Marketing der deutschen Autobauer eine Frauenlücke klafft." Wobei der Mann nicht wissen kann, ob Opel sein nächstes Modell nicht vielleicht Eva nennt.