Der Renault Twizy Urban im Abendblatt-Praxistest

Das Elektro-Ei namens Renault Twizy wirkt zunächst wie eine Evolution des BMW C1-Rollers. Nur hat es vier Räder plus zwei Sitze in Tandemanordnung und ist offiziell als Quad zugelassen. Auf einer längs verstellbaren Hartplastikschale hockt man hinter einem Airbag-bestückten Lenkrad, festgehalten von einem Vierpunktgurt, ist allerdings seitlich den Elementen hemmungslos ausgeliefert. Begeisternd dafür auf Anhieb: Das Gokart-ähnliche Handling, der spontane Anzug des E-Motors und der besonders citytaugliche Wendekreis von 6,8 Metern.

Das Fahrwerk leitet jede Bodenwelle oder Querfuge ungefiltert bis ins Rückenmark. So minimal sind die Federwege, dass die 13-Zoll-Rädchen gern versetzen oder springen. Beim starken Bremsen blockieren die Räder - denn ABS fehlt ebenso wie ein ESP oder gar eine Heizung. Die Übersicht nach hinten ist gleich null, es gibt einen spartanischen Notsitz, aber kein Heckfenster. Ablagen für Kleinzeug sind da; empfehlenswert für Alleinfahrer ist ein 50-Liter-Rucksack, der an der Rückwand fixiert werden kann. In diesen Raum passt auch ein Getränkekasten.

Das Aufladen gelingt an jeder 230-Volt-Steckdose, nach gut drei Stunden sind die Akkus wieder voll. Dann reicht der Saft für 80 oder mehr Stadt-Kilometer. Der Einsatz auf Schnellstraßen ist dank 80 km/h Spitze möglich, aber nicht ratsam. Zu bedrohlich wirken Lkw und SUV auf der Nebenspur. Nur gegen 590 Euro extra gibt es - sehr empfehlenswerte - halbhohe Flügeltüren. Sie sehen nicht nur chic aus, sondern spenden auch Schutz vor Spritzwasser, Wind und Aufprallgegnern.

Ist der Twizy Urban mit 7690 Euro überteuert? Im Vergleich zum e-Scooter von Peugeot (ab 3990 Euro) und zum e-Smart (18 910 Euro) relativiert sich manches. Eine Alternative zu Zweirädern ist der Renault jedenfalls, zumal das Fahrgefühl ohnehin mehr einem Auto ähnelt. Dazu kommen niedrige Betriebskosten: Nachladen kostet im Twizy nur etwa 1,60 Euro, die Batterie wird für 50 Euro im Monat geleast, Steuer und Versicherung sind moderat. Querparken ist erlaubt, das Durchmogeln im Stau bei 1,20 Meter Breite aber heikel. Trotzdem kamen wir mit dem Floh immer wieder durch Nadelöhre. Und das emissions- und lärmfrei.