Ein Erfahrungsbericht von Stephan Brünjes

Endlich mal eine wirklich originelle Pkw-Maut - auf der Algarve-Autobahn! Speziell für Urlauber im Mietwagen haben sich die Portugiesen hier eine mehrtägige Rallye mit eingebautem Hindernis-Parcours und Schnitzeljagd-Modus ausgedacht. Bettel-Hände, die aus Wegelagerer-Häuschen ragen und Autofahrern ihre letzten Münzen abknöpfen - so einfallslos treiben es nur noch Italiener oder Franzosen ein. Portugiesen hingegen machen daraus ein Inkasso-Event mit Start beim Autoverleiher. Der erklärt die Regeln: Wer mit dem Mietwagen unter Autobahnbrücken mit Ablesegeräten durchfährt, dessen Kennzeichen wird fotografiert, der Maut-Betrag so registriert.

Und dann? Direkte Abbuchung von der Kreditkarte? Barzahlung bei Rückgabe des Wagens? Überweisung per Online-Banking? Nicht doch - alles Spaßbremsen-Ideen preußischer Pragmatiker. Man zahlt die Autobahngebühr nämlich bitteschön in einer Postfiliale seiner Wahl. Davon gibt's nicht viele, weshalb die Suche danach zur XXL-Stadtrundfahrt wird, endend oft im Versuch, Einheimische mit einem Mix aus Schulenglisch und Gebärdensprache nach dem Standort der Post zu fragen.

Philatelistische Ignoranten können sich auch den Weg zum nächsten Lotto-Laden weisen lassen. Mit Glück geraten sie an den richtigen, denn nur einige von ihnen kassieren die Maut. 15,82 Euro soll ich hier zahlen. Dabei kostet es bloß 6,10 Euro von Faro nach Sagres. "Da haben wohl zwei vor ihnen nicht gezahlt", sagt die Lotto-Fee hinterm Tresen mitleidig - "für die sollen Sie jetzt mitblechen." Möchte ich aber nicht, schließlich muss sich ja klären lassen, wer hier welchen Betrag schuldet - immerhin hat der Mautomat einen Bon ausgespuckt, so lang wie nach dem Supermarkt-Großeinkauf. Drauf stehen gut lesbar das Ausstellungsdatum, eine ID-Nummer und - vielen Dank - auch die sekundengenaue Ausdruckzeit. Nur leider nicht, wann ich wo für wie viel Geld Autobahn gefahren bin. Also doch zahlen und schnell vergessen?

Klappt nicht, denn da ist ja noch die mautpflichtige Rückfahrt zum Flughafen. Für diesen Fall haben sich die Portugiesen das finale Mautspiel-Modul "Hier geblieben!" ausgedacht, eine Last-Minute-Urlaubsverlängerungs-Option, die den Chef daheim überzeugt: Denn jede Mietwagen-Maut kann vom Ablesesystem erst nach zwei Werktagen an Postämter und Lottoläden weitergeleitet werden. Wir hätten uns gerne zwei Tage am Flughafen Faro zwischen Nacktscanner und Daddelautomaten vergnügt, doch dann machte unsere Vermieterin ein unwiderstehliches Angebot: "Ich zahle übermorgen die Maut für Sie ..."