Der Renault Latitude V6 dCi 240 FAP im Abendblatt-Praxistest

Bei "Samsung" denken die meisten wohl an Fernseher, Smartphones und Notebook-Computer, aber sicher nicht an Autos - zumindest nicht in Europa. In Korea ist das ganz anders, denn dort läuft unter diesem Markennamen eine Limousine der oberen Mittelklasse vom Band, aufgebaut auf der gleichen technischen Plattform wie der Nissan Maxima. Und weil sowohl Samsung Motors wie auch Nissan zum Renault-Konzern gehören, lag es nahe, aus dem Baukasten noch einen Franzosen zu zaubern. Er hört auf den Namen Renault Latitude, ähnelt dem Samsung SM 5 in vielen Details und wird wie dieser in Fernost gebaut. Unter dem Renault-Blech steckt (im Top-Modell) allerdings ein Motor, den die Asiaten nicht haben: ein kräftiger, laufruhiger 3,0-Liter-V6 mit 241 PS, der die 4,90 Meter lange und etwa 1,7 Tonnen schwere Limousine im Zusammenspiel mit der Sechsgangautomatik recht zügig in Fahrt bringt (von null auf 100 km/h in 7,6 Sekunden) und für angenehmes Gleiten auf der Autobahn sorgt. Dort fühlt sich der Latitude-Fahrer, wenn er auf Bleifuß-Attacken (maximal 236 km/h sind möglich) und hektisches Bremsen verzichtet, auch nach einigen Stunden noch wohl, denn das Auto ist tatsächlich ein angenehmes Reisegefährt mit ordentlichem Sitzkomfort und dezenter Geräuschkulisse. Mag man es eher sportlich-dynamisch, ist der gemütliche Franzose hingegen sicher die falsche Wahl.

Platz ist genug, auch hinten sitzen Erwachsene durchaus bequem. Der Kofferraum misst 477 Liter, das ist nicht riesig, aber für die meisten Lebenslagen groß genug. Der Normverbrauch liegt bei 7,2 Litern Diesel. Da es keine Start-Stopp-Funktion gibt, steigt der Praxiswert im Stadtverkehr aber auf etwa zehn Liter.

Beim Kostenvergleich kann der Latitude mit seiner üppigen Serienausstattung punkten, sie reicht vom Parfumspender mit den Duftnoten Rote Trauben oder Grüner Tee (wer braucht so etwas?) über den Massage-Fahrersitz bis zum Xenon-Kurvenlicht. Auch ein Navigationssystem und die Audioanlage kosten nichts extra, und sogar die Automatik ist im Spitzenmodell obligatorisch. Nicht Ober-, sondern nur Mittelklasseansprüche erfüllt der Latitude indes bei der Materialanmutung. Da geht woanders mehr.