Länger, leichter und deutlich sparsamer als der Vorgänger: Mitte April geht die dritte Generation des Porsche Boxster an den Start.

Als Porsche 1996 erstmals den Boxster als zweite Baureihe vorstellte, hatte er in puncto Image einen schweren Start. Der Roadster sollte die Monokultur des 911 aufweichen und die Marke mithilfe einer preiswerten Einstiegsvariante zudem einem größeren Publikum schmackhaft machen. Doch die Kritiker schmähten den Neuling garstig als "Baby-Porsche". Puristen taten sich schwer, das neue Familienmitglied als "echten" Porsche zu akzeptieren. Doch das währte nur kurz.

Der Roadster, obgleich schwächer motorisiert als der große Bruder 911 Carrera, fuhr sich schnell in die Herzen seiner Fans. Bot er doch annähernd den gleichen Fahrspaß - und dies bei deutlich niedrigerem Preis. Ergebnis: Erfolg auf ganzer Linie. Von den ersten beiden Boxster-Baureihen wurde fast eine viertel Million Exemplare verkauft.

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An diesem Konzept wird auch der Neue nichts ändern. Wenn am 14. April der Boxster in dritter Generation zu den Händlern rollt, steckt in ihm nicht nur der geballte schwäbische Tüftlergeist der Ingenieure. Designchef Michael Mauer hat dem neuen Zweisitzer, intern "Baureihe 981" genannt, auch ein sehr ansehnliches Kleid geschneidert. "Die Proportionen haben sich nachhaltig verändert", betont Mauer und meint damit: längerer Radstand, kürzere Überhänge, breitere Spur, niedrigere Silhouette und eine um zehn Zentimeter nach vorn gerückte Windschutzscheibe.

Insgesamt wirkt der neue Boxster muskulöser, besitzt schärfere Konturen und steht satter auf der Straße. Mauer nennt dies "progressive Evolution". Eine Erinnerung an die Rennvergangenheit bilden die senkrecht stehenden Scheinwerfer. Familienähnlichkeit mit dem Supersportler 918 Spyder, der Ende 2013 kommen soll, bekunden die großen Einzüge an den Türen. Komplett neu gestaltet ist auch das Heck des Boxster. Es gibt beispielsweise keinen Verdeckkastendeckel mehr. Dadurch lässt sich das Softtop noch schneller versenken. Elf Sekunden waren es beim alten Modell. Durch die neue Konstruktion scheint jetzt nach nur neun Sekunden die Sonne ins Cockpit. Wer will, kann die Eröffnungszeremonie sogar bis Tempo 50 einleiten oder von der Café-Terrasse aus per Funk über den Schlüssel dirigieren.

Auch beim Interieur setzt man auf Purismus und Funktionalität. Hier herrschen klare Linien frei von Effekthascherei. Wie schon im Carrera trennt jetzt auch im Boxster die ansteigende Mittelkonsole Fahrer und Beifahrer. Traditionalisten finden auch hier wieder die drei klassischen drei Rundinstrumente mit dem dominanten Drehzahlmesser in der Mitte sowie das links von der Lenksäule liegende Zündschloss.

Leichter, sparsamer, schneller, agiler. Hinter jeder dieser Vorgaben können die Entwickler des Boxster einen "Erledigt"-Haken setzen. Trotz der Erfüllung gesetzlich höherer Crash-Anforderungen hat der Neuling um gut 35 Kilogramm abgespeckt und liegt mit 1310 Kilogramm bis zu 200 Kilogramm unter der Konkurrenz. "Wir haben den leichtesten Roadster im Segment", sagt Projektleiter Joachim Meyer. Die erfolgreiche Diät schlägt natürlich auch bei der Agilität durch. Schon mit dem 265 PS starken Basis-Boxer (2,7 Liter Hubraum) ist der Porsche-Roadster äußerst munter unterwegs. Noch souveräner läuft die Sache in der S-Version ab. Hier sitzt ein 3,4 Liter großer Boxermotor mit 315 PS im Heck: ein Sahne-Triebwerk und ein Musterbeispiel an Drehfreude. Zusammen mit der präzisen Lenkung (erstmals elektromechanisch), dem kernigen Sound und dem perfekt schaltenden Doppelkupplungsgetriebe PDK bietet der Boxster so viel Fahrspaß, dass schon nach wenigen Kurven akute Suchtgefahr besteht. Begeisternd dabei ist, wie geschmeidig und handlich sich der Wagen dirigieren lässt. Zudem gelang den Fahrwerksentwicklern ein exzellenter Spagat zwischen Sportlichkeit und Komfort. Keine Querfuge rattert, kein Kanaldeckel ist beim Überfahren im Rücken zu spüren.

Dass sich bei forcierter Fahrweise der Verbrauch naturgemäß weit jenseits des Normwertes bewegt, liegt auf der Hand. Nach unserer Testfahrt standen zwölf Liter pro 100 km im Display des Bordcomputers. Für die gebotenen Fahrleistungen ist dies durchaus angemessen. Zum Vergleich: Für die Basisversion mit PDK gibt Porsche 7,7 Liter an, beim Boxster S sollen es acht Liter sein, immerhin 15 Prozent weniger, als der Vorgänger verbraucht hatte. Preislich startet das Einstiegsmodell bei 48 291 Euro, die S-Variante kostet ab 59 120 Euro. Das ist nicht eben wenig, aber ein Schnäppchen im Vergleich zum offenen Carrera. Und der Spaßfaktor des offenen Elfers liegt keinesfalls um rund 50 000 Euro höher.