Der neue Mercedes SL besinnt sich wieder auf die Attribute “sportlich“ und “leicht“

"Es gibt rund 900 Millionen Autos auf der Welt und Tausende Modelle. Aber es gibt nur eine Handvoll Auto-Ikonen", sagt Dieter Zetsche. Und der Mercedes-Chef lässt keinen Zweifel daran, dass der SL für ihn da ganz vorne mitfährt. Denn kein anderes Auto ist gleichermaßen luxuriös und sportlich, komfortabel und kraftvoll, traditionell und innovativ wie der Zweisitzer, der jetzt in die nächste Generation geht. Dabei macht der Roadster für mindestens 93 534 Euro seinem Namen endlich wieder alle Ehre. Denn Mercedes besinnt sich bei der Neuauflage auf die Kernbegriffe "sportlich" und "leicht", die dem Wagen einst sein Kürzel eingetragen haben.

Obwohl in jeder Dimension sogar ein paar Zentimeter gewachsen, lässt sich der SL nun noch flotter durch die Kurven treiben. Er ist nicht nur schnell, sondern haftet auch in engen Kehren länger an der Ideallinie und wirkt so handlich und leichtfüßig wie sein kleiner Bruder SLK. Der auf 435 PS erstarkte 4,7-Liter-V8 bringt den SL 500 in 4,6 Sekunden auf Tempo 100 und fährt bei 250 km/h mühelos in den Tempobegrenzer. Dabei sucht das Fahrwerk die nötige Balance aus Vergnügen und Verbindlichkeit und lässt den Lenker nie über die Straße im Unklaren. Im Gegenteil: Mit seiner breiteren Spur hat der SL einen besseren Stand und läuft stabiler als je zuvor. Möglich wird der athletische Anspruch vor allem durch einen völlig neuen Rohbau: "Wir fertigen das neue Modell komplett aus Aluminium", erläutert Weissinger.

Die Karosserie wiegt deshalb nur 254 Kilogramm und ist damit etwa 110 Kilogramm leichter als in konventioneller Bauweise. Weil Weissingers Mannschaft auch sonst auf jedes Kilo geschaut hat, summiert sich der Diäterfolg je nach Modell- und Motorvariante auf bis zu 140 Kilogramm. Davon profitiert man nicht nur bei der Kurvenhatz, denn weniger Gewicht bedeutet auch weniger Verbrauch.

Weil zudem Benzindirekteinspritzer zum Einsatz kommen, hat der SL bis zu 29 Prozent weniger Durst. Der 306 PS starke V6 im SL 350 ist mit 6,8 Litern zufrieden, und für den Achtzylinder aus dem fast 15 000 Euro teureren SL 500 stellt Mercedes einen Verbrauch von 9,1 Litern in Aussicht. Klar, dass dies nur ein theoretischer Wert ist, der sich auf der Testfahrt bei lustvoller Gangart auch locker verdoppeln lässt.

Aber der Schwabenpfeil beherrscht auch den gediegenen Bummel über die Boulevards dieser Welt. Dann grummelt der V8 nur verhalten, alle Hektik fällt von Fahrzeug und Fahrer ab. Auch technisch halten die Schwaben den Anschluss. "Es gibt nichts, worauf SL-Fahrer verzichten müssten", sagt Weissinger mit Blick auf eine endlos lange Liste von Assistenz-, Komfort- und Infotainment-Systemen. Und weil selbst ein Sportwagen eine praktische Seite hat, gibt es den SL mit einer automatischen Steuerung für die Heckklappe: So genügt jetzt eine Fußbewegung unter dem Stoßfänger, damit der Deckel automatisch aufschwingt. Und genau so lässt er sich auch wieder schließen.