Eine Glosse von Frank Wald

Neulich bei einer Veranstaltung des Autoherstellers Volvo. Der XC 90 feiert seinen zehnten Geburtstag. Das erste Geländewagen-Modell der skandinavischen Automobilhistorie holte die Schweden aus den Absatztiefen ihres Oberlehrer-Images und führte sie direkt auf die gewinnträchtigen Boulevards des Großstadt-Lifestyles. Der Volvo-Firmensprecher betet die Kapitel der Erfolgsgeschichte herunter, lobt mit einigem Stolz die Vorzüge und Vorteile des schwedischen Flaggschiffs in puncto Innovationen und Verbrauch.

Am Ende der Laudatio dann noch eine Bemerkung, die hellhörig macht: Prominentester Eigentümer eines solchen Fahrzeugs nämlich sei "der Heilige Vater, Papst Benedikt XVI., der einen nach seinen Wünschen modifizierten Volvo XC 90 im Fuhrpark" stehen hat.

Ja, wie jetzt? Bislang sah man den obersten Hirten doch immer nur in gläsernen Mercedes-Terrarien im Schritttempo durch die Gassen der Gläubigen schleichen. Und besaß der Papst nicht vor Jahren, als er noch Joseph Kardinal Ratzinger hieß, einen Golf, der schließlich bei Ebay für unglaubliche 188 938,88 Euro an ein US-amerikanisches Spielkasino versteigert wurde? Und nun soll Benedikt in seiner Sommerresidenz Castel Gandolfo vor den Toren Roms mit so einem Schweden-SUV durch die Albaner Weinberge pflügen? Die Wege des Herrn Ratzinger sind wahrlich unergründlich.

Und wie darf man sich das vorstellen, wenn der katholische Kirchenführer ein Auto "nach seinen Wünschen" modifiziert? Ein Pontifex-Maximus-Trimm mit Chromeinsätzen und Goldfelgen, Heckflügeln plus integriertem Weihrauch- und Segenspender vielleicht? Oder eher ein Luzifer-Look mit Flammen-Lackierung, roten Ledersitzen und dazu lila Hosenträgergurte? Na, Hauptsache, er schnallt sich damit auch an, bevor wieder so ein Dortmunder Antichrist auf die Idee kommt, ihn anzuzeigen, wie bei seiner letzten Deutschand-Reise geschehen.

Doch Ungläubige, die Ihr nun auf die Botschaft wartet, der Papst sei im getunten Vatikan-Volvo auf der Piazza del Popolo geblitzt worden, höret und fürchtet euch nicht: Der Allmächtige selbst müsste dann am Steuer sitzen - sein irdischer Stellvertreter besitzt nicht mal einen Führerschein.