Mindestens 10 Cent als Ausgleich für die hohen Benzinpreise seien angebracht. Mobilität würde sonst für immer mehr Menschen unbezahlbar.

Berlin. Die hohen Benzinpreise schocken derzeit viele Autofahrer. Der Autoclub ADAC fordert nun als Augleich hierfür eine Erhöhung der Pendlerpauschale um mindestens zehn Cent. „Besonders die Pendler leiden unter den weiterhin sehr hohen Sprit-Preisen“, sagte Autoclub-Präsident Peter Meyer der „Bild“-Zeitung. Die Politik dürfe nicht untätig zusehen, „wie für Millionen von Menschen Mobilität immer unbezahlbarer wird“. Eine deutliche Erhöhung sei alternativlos und müsse „unbedingt so schnell wie möglich auf die Agenda“. Auf dapd-Anfrage hieß es beim ADAC, die Pauschale müsse mindestens auf 40 Cent steigen. Derzeit liegt sie bei 30 Cent je Entfernungskilometer.

Auch der Präsident des Bundesverbands der Mittelständischen Wirtschaft (BVMW), Mario Ohoven, forderte eine Entlastung der Pendler: „Der Staat muss entweder die Steuern auf Benzin deutlich senken oder die Kilometerpauschale von heute 30 auf 40 Cent je Kilometer erhöhen. Davon würden Millionen Berufspendler profitieren.“

Gleichzeitig nahm Ohoven die Tankstellenpächter in Schutz. Die Gewinne dort fielen „eher bescheiden aus“. Zusammengenommen belaufe sich der Gewinn der 15.000 deutschen Tankstellen aus dem Spritgeschäft auf „etwa eine halbe Milliarde Euro. Dem Staat dagegen fließen jährlich über 40 Milliarden Euro aus der Mineralölsteuer zu.“ Und die großen Konzerne machten Milliarden bei der Rohölförderung.

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Die Energieexpertin des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Claudia Kemfert, zeigte sich Steuerentlastungen gegenüber skeptisch. Diese würden schnell gefordert, ergäben aber „wenig Sinn, da die Steuern zum größten Teil preisunabhängig sind. Auch nützt es wenig vorzugeben, dass der Preis nur einmal am Tag festgelegt werden darf“, sagte die DIW-Expertin dem „Nordkurier“.

Aufgabe der Politik sei es, die Weichen für nachhaltige, bezahlbare Mobilität zu stellen, sagte Kemfert. Alternative Kraftstoffe und Kraftstofftechniken müssten erforscht und auf den Markt gebracht werden. Die Politik müsse attraktive finanzielle Bedingungen für Alternativen schaffen, etwa im öffentlichen Nahverkehr.

Auch die Kunden selbst könnten reagieren: „Die Autofahrer selber haben es auch in der Hand. Sie können spritsparende Autos fahren oder gleich auf Alternativen umsteigen: Beim nächsten Autokauf gleich die Anschaffung eines Erdgas-, Hybrid- oder Elektroautos erwägen“, sagte Kemfert.

Der Benzinpreis hatte am Dienstag weiter auf Rekordniveau gelegen. Superbenzin E10 kostete nach Angaben des Marktführers Aral im Bundesdurchschnitt 1,64 Euro pro Liter und lag damit weiter auf dem höchsten Stand aller Zeiten. Die noch häufiger verkaufte Super-Sorte E5 kostete weiterhin über 1,67 Euro. Diesel lag bei rund 1,54 Euro.