Löcher im Kondensator und defekter Kompressor: Deshalb könnte es im Auto während der ersten Frühlingstage heiß statt kühler werden.

Manchmal dauert es Wochen, bis nach dem Winter der Streusplitt von den Straßen verschwunden ist. Die spitzen Steinchen sind bekanntermaßen schlecht für Lack und Scheiben von Autos. Dass sie auch die Klimaanlage lahmlegen können, wissen aber die wenigsten Autobesitzer.

Warum die Klimaanlage an den ersten warmen Frühlingstagen möglicherweise streikt, erläutert Thomas Caasmann, Technikexperte bei der Sachverständigenorganisation GTÜ. Aufwirbelnde Steinchen können die dünnen Metalllamellen des Kondensators, der dem Kältemittel in der Klimaanlage Wärme entzieht, durchlöchern. "Der Wärmetauscher ist durch Steinschlag gefährdet, weil er direkt hinter dem Kühlergrill montiert ist", erklärt Caasmann. Schon durch ein winziges Loch im Kondensator kann so viel Kältemittel austreten, dass die Klimaanlage ihren Dienst quittiert.

"Ein Loch im Wärmetauscher lässt sich nicht flicken", sagt Caasmann. Das defekte Bauteil muss in einer Werkstatt ausgetauscht werden. Autofahrer werden nach dem Winter oft erst an den ersten warmen Tagen des Jahres auf das Problem aufmerksam, wenn sie den Innenraum ihres Fahrzeugs erstmals wieder herunterkühlen wollen.

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Etwas Kältemittel verlieren Klimaanlagen immer: "Dass geringe Mengen durch die Dichtungen des Systems entweichen, ist bei älteren Fahrzeugen normal, da die Dichtungen mit der Zeit aushärten", betont der Fachmann. Doch auch das kann die Funktion der Klimaanlage beeinträchtigen: "Ist der Kältemittelstand zu gering, weht nur noch ein laues Lüftchen aus dem Gebläse." Eine intakte Klimaanlage müsse die Luft bei warmen Außentemperaturen sofort nach dem Einschalten merklich abkühlen. Kältemittel nachzufüllen ist ebenfalls Aufgabe einer Werkstatt.

Wenn der Kondensator dicht und der Kältemittelstand ausreichend ist, liegt der Fehler häufig am Kompressor, der durch Hochdruck das gasförmige Kältemittel verflüssigt. "Die beweglichen Teile des Kompressors können sich festsetzen, wenn sie nicht geschmiert werden. Und das geschieht nur, wenn der Kompressor regelmäßig läuft", erklärt der Experte. Wenn den Winter über die Klimaanlage nur selten oder gar nicht eingeschaltet wurde, könnte der Kompressor dadurch Schaden genommen haben.

"Wenn der Kompressor einmal festsitzt, ist er kaputt und muss ausgewechselt werden", sagt Caasmann. Eine teure Angelegenheit, bei der leicht 1000 Euro Reparaturkosten zusammenkommen. Kostentreiber ist in diesem Fall abgesehen vom Verdichter der Arbeitslohn, denn der Klimakompressor sitzt bei den meisten Automodellen an einer schwer zugänglichen Stelle im Motorraum, der Austausch erfordert also einen hohen Montageaufwand.

Wer Geld sparen möchte, kann in der Werkstatt nach einem generalüberholten Kompressor fragen: "Solch ein Austauschteil ist nicht schlechter als ein neuer Kompressor, aber in der Regel 40 Prozent günstiger", gibt Caasmann zu bedenken. Für einen nagelneuen Kompressor würden je nach Fahrzeug um die 500 bis 1000 Euro fällig.

Auch wenn die Klimaanlage nach den Wintermonaten noch anständig kühlt, kann sie Ärger machen, weil ein moderiger Geruch aus den Lüftungsdüsen ins Auto strömt. Dafür sind zumeist Fäulnisbakterien und Pilze im Kondenswasser verantwortlich, das sich am Verdampfer der Klimaanlage bildet. Um den Modergeruch loszuwerden, hilft es häufig schon, die Klimaanlage während einer längeren Fahrt laufen zu lassen und sie gut zehn Minuten vor dem Ziel auszuschalten. So könne das Kondenswasser vollständig abtrocknen - und den Bakterien und Pilzen werde der Nährboden entzogen.

Lässt sich der Geruch auf diese Weise nicht beseitigen, kann ein Desinfektionsmittel aus dem Fachhandel helfen. Die Anwendung sei einfach: "Zündung und Umluftlüftung einschalten. Dann öffnet man die Dose mit dem Desinfektionsmittel, stellt sie in den Wagen, schließt Türen und Fenster und lässt das Ganze einige Minuten einwirken - danach sollte sich das Problem erledigt haben." Falls nicht, muss die Klimaanlage professionell gereinigt werden.