Eine Glosse von Wolfram Riedel

Dass österreichische Ordnungshüter darauf aus sind, möglichst viele Motorisierte mit der Kelle von der Straße zu winken, um üppig Kasse zu machen, ist allgemeine Erfahrung. Auf dem Weg durch die reizvolle Alpenrepublik gehört ein anregendes Tête-à-Tête mit der Polizei eigentlich schon zum Urlaubserlebnis. Zu fürchten ist nicht allein die verbissene Jagd auf Mautsünder. Herumgesprochen hat sich inzwischen: Selbst wenn irrtümlicherweise lediglich wenige Hundert Meter Autobahn befahren wurden, werden das "Pickerl" (wie niedlich!) plus Strafe fällig. Hat jemand Euro nicht in geforderter Menge bei sich, müssen sie eben beschafft werden. Egal wie, Hauptsache sofort!

Aber es kommt noch dicker. Neuerdings sind Österreichs Polizisten befugt, schon bei bloßem Verdacht, dass jemand eine zulässige Geschwindigkeit überschritten haben könnte, Strenge walten zu lassen. An Ort und Stelle dürfen sie einen "Sicherheitsbetrag" in Höhe von exakt 1308 Euro verlangen. Lässt sich der seltsam präzisen Forderung aus Mangel an verfügbaren Scheinen nicht nachkommen, bleibt das Fahrzeug des vermeintlichen Verkehrsrowdys stehen, bis das Geld beschafft worden ist. Diese Ungeheuerlichkeit vermeldete eine Innsbrucker Anwaltskanzlei.

1308 Euro auf der Stelle berappen für eine bloße Behauptung? - Solcher Schock zerstreut jede Überlegung, wie man wohl auf die seltsame Summe gekommen ist. Wer weiß, vielleicht ist das der mindeste Kostensatz, der bei einem späteren Schlagabtausch vor Gericht anfallen würde. Korrekt, auf den Euro genau, soll es schließlich zugehen, vor allem gegenüber jenen scharenweise Einreisenden von nebenan. Motorisierte, deren Fahrzeuge ein deutsches Kennzeichen haben, erweisen sich schließlich seit Langem als Österreichs einträglichste mobile Geldquelle. Dass das Geld auf der Straße liegt, hat die Alpenrepublik jedenfalls zutiefst verinnerlicht.

Und was ist, wenn es sich bei den österreichischen Ordnungshütern, die am Straßenrand die Hand aufhalten, nicht um echte, sondern um nachgemachte handelt? Plagiate sozusagen. Solcher Verdacht ist nämlich naheliegend. Erst recht, wenn man erfährt, dass kürzlich abgelegte Uniformen der österreichischen Bundespolizei im Internet bei Ebay feilgeboten werden. Für ganze fünf Euro pro Stück.