Der neue BMW 120 d im Abendblatt-Praxistest

Bei BMW muss man - wie bei Audi - manchmal schon etwas genauer hinschauen, wenn man ein neues Modell identifizieren will. Zwar sehen all jene, die bisher schon einen 1er hatten oder sich ihm verbunden fühlten, sehr genau, wo die Unterschiede des neuen Modells zum Vorgänger liegen. Alle anderen jedoch erkennen beim Fünftürer zunächst nur die nach wie vor prägende Grundform mit langer Motorhaube sowie Kombi-Heck - und glauben, einen alten Bekannten zu treffen.

Evolution statt Revolution - so ein Motto kann sich leisten, wer mit dem ersten Entwurf erfolgreich war. Und das kann man von BMW absolut sagen, denn die 2004 in den Markt gebrachte 1er-Reihe ist mit etwa einer Million verkauften Exemplaren ein voller Erfolg geworden. Insofern war es konsequent, sich bei der Neuauflage nur den vorhandenen Schwachstellen zu widmen und das Äußere dezent dem Zeitgeist anzupassen. Geblieben ist hingegen das für einen Kompakten ungewöhnliche Prinzip, den Motor längs einzubauen und seine Kraft an die Hinterräder zu leiten, was für besondere Fahrdynamik sorgt und die Lenkung frei von Antriebseinflüssen hält.

Außen fast zehn Zentimeter länger als der erste 1er, bietet der Neue mehr Kofferraum (360 Liter) und innen etwas mehr Platz. Trotzdem ist es hinten weiter recht eng, und selbst vorne wirkt - wohl wegen des BMW-typisch dem Fahrer zugeneigten Cockpits und den sportlich konturierten Sitzen - alles etwas knapp geschnitten. Doch sitzt man erst mal richtig drin, wird klar: Hier passt fast alles wie ein Maßanzug, die Ergonomie ist vorbildlich.

Der 184 PS starke 2,0-Liter-Turbodiesel verhilft dem 1er zu einem souveränen Antritt (7,2 Sekunden bis 100 km/h) und 228 km/h Höchstgeschwindigkeit. Doch er kann auch sparen, vor allem, wenn man auf Knopfdruck in der Mittelkonsole den Modus Eco Pro wählt. Ein Verbrauch um fünf Liter oder sogar knapp darunter ist dann durchaus realistisch. Ist dem Fahrer jedoch mehr nach Agilität zumute, stellt man den Modus um auf die Stellung Sport. Prompt wirkt alles giftiger, die Lenkung direkter, das adaptive Fahrwerk (kostet Aufpreis) straffer. Unter dem Strich ist zu notieren: Der Preis bleibt hoch, doch der Fahrspaß auch.