Eine Glosse von Daniela Pemöller

Neues aus meiner geliebten Sammlung "Bürger helfen Bürgern". Neulich suchte ich in Ottensen einen Parkplatz. In der Bahrenfelder Straße kurz vor der Arnoldstraße wurde ich fündig. Wo noch vor wenigen Wochen Baustellenalarm herrschte, lacht mich nun eine breite, neue Straße an. Nach diversen Garagenausfahrten und einer Halteverbotszone stelle ich meinen Volvo ab. Schnell schaue ich mich nach einem Parkverbotsschild um, sehe aber nur zwei auf der anderen Straßenseite. Jetzt also das Baby vorsichtig aus dem Sitz genommen und den Kinderwagen aufgebaut.

Als ich endlich startklar bin, sehe ich ein DIN-A4-Blatt in der Fensterscheibe eines Hauses gleich neben meinem Auto kleben. Ein bedrohliches Parkverbots- und Abschleppzeichen prangt da, darunter steht in Druckschrift "ACHTUNG! Hier wird von Polizei und Ordnungsamt abgeschleppt. Grund: Der Abstand zwischen parkenden Autos und der durchgezogenen Mittellinie unterschreitet 3 Meter". Dann noch der Hinweis: "Wenn das Fahrzeug mit einer Seite auf dem Gehweg steht und ausreichend Platz zur Mittellinie ist, ist das auch verboten! (dies wird aber nur mit einem Knöllchen bestraft.)"

Mein Blick schweift zur Fahrbahn. Ja, da leuchtet eine durchgezogene Mittellinie. Wie gemein von der Polizei: Auf der anderen Seite stellt sie Verbotsschilder auf, hier aber nicht. Als wenn die Ordnungshüter darauf spekulieren, dass Autofahrer die Drei-Meter-Regel aus Fahrschulzeiten vergessen werden und sie dafür bluten sollen. Besonders da es sich hier um einen Straßenabschnitt handelt, der für die sonst verschachtelten Ottenser Verhältnisse an Großzügigkeit kaum zu überbieten ist.

Warum, frage ich mich, können wir uns nicht mal ein Beispiel an unseren Nachbarn nehmen. Deren erzieherische Maßnahmen beruhen nicht nur auf der Peitsche, sondern auch auf dem Zuckerbrot. Wer in Polen die Verkehrsregeln beachtet, bekommt von der Polizei bei einer Kontrolle gern mal eine Massage oder einen Wellnessbesuch geschenkt. Noch pädagogischer zeigten sich zuletzt die Tschechen: Nüchternheit am Steuer belohnten sie mit einer Dose Freibier. Alkoholfrei, versteht sich.