Eine Glosse von Daniela Pemöller

Christian Wulff bekommt es zurzeit dicke. Dabei kann er doch eigentlich gar nichts dafür, dass er die Dinge mit zweierlei Maß misst. Nein, ich rede jetzt nicht von den bösen Medien, die penetrant die falschen Fragen stellen. Ich rede von seiner Herkunft. Wulff stammt aus Niedersachsen. Einem Land, in dem das beste Deutsch gesprochen wird und Lügen eine Art Volkssport zu sein scheint. Da wäre der designierte FDP-Generalsekretär und gebürtige Stader Patrick Döring, der mit seinem BMW den Seitenspiegel eines parkenden Fahrzeugs abfuhr. Erst als die Polizei bei Döring anklopfte, zahlte dieser brav den Schaden von 200 Euro und eine Strafe wegen Fahrerflucht von 1500 Euro. Den Rumms, so seine Erklärung, habe er gar nicht bemerkt. Dumm nur, dass der verkehrspolitische Sprecher der FDP anhielt, um seinen Seitenspiegel neu zu justieren.

Auch Niedersachsens Vorzeigeunternehmen VW versuchte sich im Tricksen. Damit ihre Autos nicht so "dreckig" dastehen, fingierte der Hersteller auf seiner Webseite einfach das Öko-Label und fügte der Effizienztabelle eine frei erfundene Klasse hinzu. Nachdem das aufflog, sprachen die Wolfsburger ähnlich wie Wulff von "menschlichem Versagen".

Auch in Sachen "Interessenkonflikt" steht der Bundespräsident nicht alleine da. Der ehemalige Polizeichef von Hannover, Christian Grahl, konnte sicher nur bedingt nachvollziehen, dass er wegen einer privaten Party in einer Hells-Angels-Kneipe seinen Hut nehmen musste. Einer Party, zu der er im Dienstwagen vorfuhr. Wie Mann es richtig macht, zeigen die Frauen: Erst Margot Käßmann, die aus ihrer Alkoholtour die Konsequenzen zog. Nun könnte man sagen, Käßmann kommt ja aus Marburg. Heike Fischer hingegen, Polizeipräsidentin aus Osnabrück, ist eine echte Niedersächsin. Mit ihrem Dienstwagen soll sie zu einem Motorrad-Rennen und einem Musikkonzert gefahren sein. Das Verfahren wegen Vorteilsnahme und Untreue wurde aber eingestellt: Das Rennen hatte Fischer frühzeitig verlassen - ohne Gourmetessen und VIP-Village besucht zu haben. Die geschenkten Konzertkarten beglich sie mit einer Spende. Ganz von allein. Und ohne dass ihr jemand auf die Pelle rückte.