Absatz des Kraftstoffs mit Bio-Ethanol liegt mittlerweile schon bei etwa 20 Prozent

Die deutschen Autofahrer geben ihre Abneigung gegen den umstrittenen Biosprit E10 offenbar langsam auf. Bei den beiden größten deutschen Tankstellenketten Shell und Aral liegt der Absatz des Ökobenzins inzwischen bei bis zu 20 Prozent und damit weit über dem zuletzt gemeldeten Durchschnitt. "Jeden Tag haben wir 100 000 Kunden für das Produkt", bestätigt Shell-Sprecher Axel Pommerenke. Marktführer Aral liegt nach Brancheninformationen bei 15 bis 20 Prozent. Sprecher Detlef Brandenburg bestätigt: "Der Anteil steigt langsam an."

So könnte sich ein Millionendesaster doch noch zu einem Erfolg wandeln: Auf Druck des Umweltministeriums führten Tankstellenketten und freie Tankstellen zum Jahresbeginn 2011 die Benzinsorte Super E10 ein. Dieser Kraftstoff enthält zehn Prozent klimafreundliches Bio-Ethanol aus Weizen oder Zuckerrüben. So sollte der CO2-Ausstoß der Autos gesenkt werden.

Doch die Sache wurde zum Flop: Weil Tankstellenbetreiber, Autobauer und Politik die Kunden zunächst kaum über die Vorteile von E10 aufklärten, lehnten Millionen Autofahrer den neuen Sprit ab. Sie befürchteten Motorschäden, nachdem die Autoindustrie nur zögerlich Freigaben für ihre Wagen erteilte. Dabei können 90 Prozent aller Benziner problemlos E10 tanken. Von "Öko-Plörre" war in den Motor-Blogs die Rede. Nachdem die Ölkonzerne Tankstellen, Raffinerien und Transportsystem mit Millionenaufwand auf das neue Benzin umgestellt hatten, mussten sie zurückrudern und erneut Millionen dafür ausgeben, das alte Super wieder an die Tankstellen zu holen.

Inzwischen haben Aral, Shell und die meisten anderen Betreiber so gut wie alle Stationen auf Doppelbetrieb umgerüstet: Es gibt das klassische Super und Super E10. Der Biosprit ist in der Regel drei Cent billiger. Mit der Preisdifferenz können mögliche Strafzahlungen beglichen werden, falls die gesetzlich vorgeschriebene Quote nicht erreicht wird. "Wir sind überzeugt, dass E10 mittelfristig das absatzstärkste Produkt wird", sagt Aral-Sprecher Brandenburg.