Das neue Renault-Spitzenmodell Latitude rollt 2011 vor. Als Basis dient eine Limousine der Tochterfirma Samsung

Hamburg. Sie können es einfach nicht lassen: Nachdem Renault in der Vergangenheit mit dem Avantime gnadenlos baden gegangen ist und sich auch das Flaggschiff Vel Satis zumindest auf dem deutschen Markt kaum verkaufen ließ, nehmen die Franzosen jetzt einen neuen Anlauf in der von Platzhirschen besetzten automobilen Oberklasse: "Ab 2011", so lautet die optimistische Ansage der Verantwortlichen aus der Pariser Konzernzentrale, "mischen wir auf den Direktionsparkplätzen wieder mit."

Den Weg zurück ins Oberhaus nehmen sie mit dem 4,89 Meter langen und 1,83 Meter breiten Latitude, der seine Weltpremiere Ende August auf der Motorshow in Moskau feiert und danach im Oktober auf dem Pariser Salon zu sehen ist. In den Handel kommt der Wagen zuerst in Russland, der Türkei, Rumänien und Australien, danach in Nordafrika, Asien, Mexiko und der Golfregion und erst zuletzt, vermutlich Mitte 2011, auch in Europa. Und obwohl sich der deutsche Vertrieb lange gegen ihn gesperrt hat, wird es den Latitude auch hierzulande geben.

Anders als beim Van-Coupé Avantime und dem Stummelheck-Kombi Vel Satis wollen die Franzosen den Kampf gegen Mercedes E-Klasse und Fünfer BMW diesmal allerdings mit konventionellen Waffen führen: Statt experimenteller Formen und extravaganter Proportionen setzt Renault deshalb auf ein vergleichsweise biederes Stufenheck-Modell im Geist des alten Safrane, das in seiner Schlichtheit auf der Straße auch als großer Hyundai oder Toyota durchgehen würde. Selbst Kühlergrill und Scheinwerfer wirken austauschbar, und die Chromspange am etwas eingezogenen Heckdeckel ist das einzige halbwegs unverwechselbare Wiedererkennungsmerkmal.

Weil Renault nicht ganz so verblendet ist und nach den früheren Erfahrungen in diesem Fahrzeugsegment mit überschaubaren Stückzahlen rechnet, sparen sich die Ingenieure in Paris eine eigene Entwicklung. Stattdessen bedienen sie sich der in Europa weitgehend unbekannten koreanischen Tochter Samsung und nutzen deren Limousine SM5 als Basis. Der asiatische Prunkwagen mit chromglänzenden und weit nach hinten gezogenen Scheinwerfern ist rund 4,90 Meter lang und fährt in Korea mit einem 140 PS starken Zweiliterbenziner. Bei uns allerdings dürfte die weitgehend von Laguna und Laguna Coupé bekannte Motorpalette etwas ambitionierter bestückt sein: Vierzylinder, die als Benziner 204 und als Diesel 178 PS leisten, sind ziemlich sicher an Bord und die beiden V6-Aggregate mit 238 Benzin- und 235 Diesel-PS zumindest sehr wahrscheinlich.

Dazu will Renault vor allem mit einer üppigen Ausstattung punkten. Deshalb soll es nicht nur Bi-Xenon-Scheinwerfer und LED-Rückleuchten, sondern auch eine Drei-Zonen-Klimaautomatik, Massagesitze und gleich zwei individuell regelbare Parfümzerstäuber geben. Außerdem sind ein pralles Soundsystem sowie der schlüssellose Zugang mit der "Handsfree"-Karte Standard. All das allerdings hat seinen Preis, der wohl knapp unter 40 000 Euro beginnen wird.

Der Vel-Satis-Nachfolger ist für die Franzosen übrigens nicht das erste Übernahme-Modell aus Korea. Auch der vor zwei Jahren eingeführte Geländewagen Koleos ist streng genommen ein Samsung. Ob das ein gutes Omen ist? Eher nein: Denn mit weniger als 3000 Zulassungen im vergangenen Jahr zählt der Allrader hierzulande zu den Kellerkindern seines Segmentes.