Mit dem A1 macht Audi gegen den Mini mobil. Der Neuling trägt die Gene des VW Polo in sich und wird zum Preis von 15 800 Euro angeboten.

In der Präsentations-Prosa der Werbefachleute ist ein neues Auto immer einzigartig, der neue Audi A1 ist es auch objektiv gesehen: Kein aktueller Pkw der Marke misst weniger als vier Meter und kein anderer ist ausschließlich als Fronttriebler zu haben. Letzteres verdankt der Mini-Audi seinem VW-Vorfahren, dem Polo. Dass wahre Größe manchmal auch in Kleinigkeiten steckt, ist die Botschaft, die Audi mit dem neuen Auto vermitteln will. Auch wenn man bei 15 800 Euro - das ist der Einstiegspreis - nicht von einer Kleinigkeit sprechen kann, so wird es bei der Auslieferung ab Herbst doch die günstigste Möglichkeit sein, mit einem Fahrzeug der Vier-Ringe-Marke und mit dem damit verbundenen Premiumanspruch unterwegs zu sein.

Für den Hersteller bedeutet das Vordringen in das kleine Segment nicht nur, dass jetzt ein Wettbewerber gegen die Kultautos der Marke Mini aufgebaut wird, sondern auch, dass jüngere Käufer über einen langen Zeitraum hinweg zu älteren Audi-Fahrern heranwachsen können. Kundenbindung lautet das Stichwort. Nach Worten von Audi-Marketingmann Peter Hirschfeld will man eine junge, urbane und Lifestyle-orientierte Klientel ansprechen, die "teilweise unter 30" ist. Der Frauenanteil wird mit bis zu 50 Prozent taxiert.

Deshalb ist der A1 nicht nur kleiner, sondern auch viel flippiger als alle anderen. Viele farbige Akzente im Innenraum sind möglich, dazu eine Menge Styling- und Ausstattungspakete. Sogar die Dachbögen kann der Kunde in vier verschiedenen Farben bestellen. Bis zu 800 verschiedene Individualisierungsmöglichkeiten bieten die kolorierten Polster, Verkleidungsteile, Einfassungen und Spiegelgehäuse, auf dass jeder die Einzigartigkeit seines Autos untermauern könne.

Mit vier Motorisierungen geht der A1 an den Start, alle verdanken ihre Kraft einem Turbolader und alle setzen auf die direkte Einspritzung von Kraftstoff in die Brennräume. Die Benziner haben 1,2 und 1,4 Liter Hubraum und leisten 86 bzw. 122 PS. Der 1,6-Liter-Diesel wird in den Leistungsstufen 90 sowie 105 PS angeboten. Als Kraftübertragung stehen manuelle Fünf- und Sechsganggetriebe sowie die S-Tronic mit sechs Stufen zur Verfügung. Um eine leistungshungrige und auch zahlungswillige Kundschaft zu bedienen, wird Audi wohl um eine spätere S-Variante nicht herumkommen.

Die vorderen Insassen werden im A1 flott und vergnüglich durch die City wie auch über Land befördert. Zum Wohlbefinden trägt nicht nur das ausgewogene und top-verarbeitete Innendesign bei, sondern auch die Verwendung hochwertiger Komponenten für die Unterstützung des Fahrers. Die Armaturentafel wird bestimmt von den runden Düsen der Klimaanlage, die jedoch nicht wie die TT-Vorbilder gestaltet sind, sondern turbinenartige Ringe haben. Einen Brückenschlag zum automobilen Oberhaus stellt die Verwendung des Navigations- und Entertainment-Systems dar, das Audi sonst nur in der Top-Limousine A8 anbietet.

Da die jung oder jung gebliebene Kundschaft in der Regel nur zwei der vier Plätze auslasten wird, fällt es nicht so störend ins Gewicht, dass hinten der Komfort nicht ganz so Premium-like geraten ist. Die etwas höher als die Vordersitze angeordneten Polster erleichtern zwar die Kommunikation mit den vorderen, aber auch die unbeabsichtigte Berührung des Dachhimmels mit dem Scheitel. Wer größer als 1,80 Meter ist, muss außerdem damit rechnen, dass sein Kopf im Fall der Fälle nicht von der dafür vorgesehen hinteren Stütze, sondern von einer Verkleidungswulst an der C-Säule gehalten wird. Da den Designern die coupéhafte Linie wichtig war, verdeckt dort der Schaumstoff den Heckklappen-Mechanismus. Ein hohler Plastikerker in der hinteren Seitenverkleidung soll die Funktion einer Armlehne wahrnehmen, ist aber eigentlich eher ein Design-Ausrutscher.

Der bewährte 1,6-Liter-Dieselmotor, der serienmäßig über die Start-Stopp-Automatik verfügt, erwies sich bei der Testfahrt als kultivierter Antreiber des Juniors. Weder ließ er sich durch scharfen Antritt und Hochdrehen bis über 4000 Umdrehungen aus der Ruhe bringen, noch machte sich die Abwesenheit eines sechsten Ganges störend bemerkbar. Vielmehr konnte registriert werden, dass das Drehmoment mit 250 Newtonmetern so reichlich bemessen ist, dass beim beherzten Anfahren schon mal die Regelung des Antriebsschlupfsystems gefragt ist. Die stramme Federung, die Querrillen und andere Fahrbahndefekte pflichtschuldig in die Insassen weiter meldet, wünschte sich mancher vielleicht etwas kuscheliger, sie passt jedoch zu dem sportlichen Charme des Kleinwagens. Ähnlich souverän und erwachsen die Vorstellung des 1,4-Benziners in Verbindung mit der S-Tronic. Im "D"-Modus bewegt, erreichte das Auto nach längerer Autobahn- und Stadt-Passage mit einem Schnitt von 5,7 Litern je 100 Kilometer die Zielflagge. Das Fahrzeug bis auf 1040 Kilogramm abzuspecken, zahlt sich in solchen Werten aus.

Das Fahrwerk wird dem dynamischen Anspruch des 122-PS-Autos in vollem Umfang gerecht. Lediglich auf holperigem Kleinsteinpflaster nimmt die Karosse bei geringerem Tempo Resonanzen auf, die als störendes Brummen darauf hinweisen, dass sich so ein junger Wilder auf dem glitzernden Boulevard viel wohler fühlt.