Eine Glosse von Daniela Pemöller

Was wurde er von Hamburgs Politikern in den Himmel gelobt. Der Grüne Pfeil. Oder, wie er im Amtsdeutsch korrekt heißt - der Grünpfeil. Denn Ersterer ist der in der Ampel, nicht der darunter. Das Relikt aus der DDR fütterte Hamburgs Hauptstadt-Neurose lange bevor es die Elbphilharmonie gab. Zu einer Zeit, als der Senat noch in anderen Größenordnungen dachte. Keine andere Stadt hatte mehr Pfeile als wir.

Der Motor dahinter war der damalige Innensenator Ronald Schill mit der Parole: Nicht kleckern, klotzen! Richter Gnadenlos hielt Wort. Und zwar mehr als es uns lieb war. Doch das ist ein anderes Thema. Bereits nach einem Jahr gab es 360 der kleinen Alu-Schildchen. Das Herz der Autofahrer hüpfte. Endlich mal ein vernünftiges Gesetz aus Deutschlands Amtsstuben. Heute ist von dem hübschen Valentinsgeschenk (der Pfeil wurde am 14. Februar 2002 eingeführt) wenig übrig. Nur 202 Blechquadrate erlauben den Hamburgern noch das Abbiegen bei Rot. 42 Prozent weniger als noch vor acht Jahren. Während woanders, wie in Niedersachsen, kräftig aufgestockt wird, baut Hamburg ab. Aber warum?

Schließlich passt der Grünpfeil doch perfekt zum aktuellen Klima-Hype: weniger Benzin, weniger Lärm, mehr gute Luft. Zehn Gründe nennt der Senat für die Demontage. Von Verkehrsverstößen, blockierten Rad- und Fußwegen aber auch Montageproblemen ist da die Rede. Ich tippe auf heimliche DDR-Hasser, denen bei diesen systemfeindlichen Erfolgssymbolen auf "unseren" Straßen die Galle hochkommt.

Meine Galle hingegen gerät in Wallungen, wenn ich mitten in der Nacht müde an einer menschenleeren Kreuzung stehen muss, um aufs Nichts zu warten. Und das nur, weil Vattenfall ganze Lobbyarbeit leistet und dafür gesorgt hat, dass viele Ampeln auch noch nach Mitternacht angeschaltet bleiben. Da wird der Grünpfeil schnell zum Che Guevara. Ein Rebell, der zeigt, dass es auch anders geht. Lassen Sie es mich mit Immanuel Kant sagen: "Sapere aude - Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen."

Also biege ab, wenn du es für richtig hältst. Das nennt man Freiheit. Und ja, sie erfordert Mitdenken und Eigenverantwortung. Zwei Eigenschaften, die in unserer Gesellschaft vom Aussterben bedroht sind.