Die Abwrackprämie ist im Handel aber immer noch zu spüren
Die Abwrackprämie wirkt sich auch nach ihrem Auslaufen weiterhin auf den deutschen Automarkt aus. Aus dem tiefsten Keller sind die Preise für Gebrauchtwagen mittlerweile zwar wieder geklettert - oben angekommen sind sie aber noch nicht.
"Die Preise nähern sich dem Normalniveau an", erklärt der Branchenkenner Prof. Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Duisburg-Essen. Käufer hätten weiterhin Chancen auf Schnäppchen, doch Eile sei geboten: Wer mit dem Gedanken spiele, sich einen Gebrauchten zuzulegen, "der sollte nicht zu lange warten", rät der Branchendienst Eurotax-Schwacke in Maintal (Hessen). Noch seien die Preise günstig, ein Überangebot herrsche im Autohandel allerdings nicht mehr.
Richtig billig waren die Autos vor ein paar Monaten. Um fast zehn Prozent seien die Preise für Gebrauchtwagen im Laufe des Jahres 2009 gefallen, rechnen die Marktanalysten vor. Zudem blieben viele Händler auf ihren Wagen sitzen.
Im Schnitt 122 Tage lang stand zuletzt ein Gebrauchtwagen auf dem Hof, ehe er weiterverkauft wurde. 2008 betrug die Standzeit noch 114 Tage. "Das Jahr war eine Katastrophe", schimpft Dudenhöffer. "Da haben sich die Autos die Reifen platt gestanden." Erst allmählich ändert sich die Lage: "Wir werden Ende des Jahres immer noch nicht den Stand von 2008 erreicht haben, aber immerhin ein deutlich höheres Niveau als noch 2009", sagt Roland Korioth von Eurotax-Schwacke.
Von einer Krise haben aber nicht alle gleichermaßen etwas gespürt. Der Kfz-Meister Ahmet Nizam aus Bickenbach bei Darmstadt etwa war als Mechaniker und Gebrauchtwagenhändler prädestiniert, ein "Verlierer der Abwrackprämie" zu werden - eine größere Durststrecke hatte er aber dennoch nicht zu beklagen. "Nur fünf Prozent meiner Kunden haben die Prämie genutzt", so Nizam, der Gebrauchtwagen zwischen 3000 und 15 000 Euro verkauft. "Vom Umsatz her hat mich dies gar nicht berührt."
Ähnlich schätzt der Zentralverband des Deutschen Kraftfahrzeuggewerbes (ZDK) die Folgen der Abwrackprämie ein. Sechs Millionen Gebrauchtwagen hätten 2009 den Besitzer gewechselt. Der Rückgang belaufe sich damit nur auf 1,6 Prozent. "Von einem Einbruch des Gebrauchtwagenmarktes kann man also trotz Prämie nicht sprechen", meint ZDK-Sprecherin Claudia Schiffer. Den Umsatz beim Verkauf von Gebrauchtwagen bezifferte der ZDK auf rund 39 Milliarden Euro. Im Vergleich zu 2008 habe er damit sogar um 3,9 Prozent zugelegt. Dies lag aber vor allem an den Jahreswagen, die zwar als Gebrauchte gezählt wurden. Ihr Kauf wurde aber auch durch die Abwrackprämie gefördert.
Kfz-Meister Nizam hatte von einer Talfahrt nichts mitbekommen, dafür macht sich nun ein Aufschwung bemerkbar. "Die Auftragslage ist derzeit gut wie selten zuvor", erzählt er. Ist der "Verlierer der Abwrackprämie" damit in Wahrheit einer der Profiteure? Kunden verloren habe er keine, und nun seien zu den Stammkunden sogar neue dazugekommen. Vor Arbeit kann sich Nizam heute nicht retten: "Wir sind derzeit so ausgelastet, dass ich vor zwei Monaten sogar einen neuen Mitarbeiter einstellen musste."
(dpa)