VW schickt seinen Familien-Van mit modifiziertem Design in die nächste Runde. Neu sind auch die Motoren

Im Schritttempo an den parkenden Autos vorbeifahren. Den Finger immer schon am Blinker, um blitzschnell sich auftuende Besitzansprüche klarzumachen. Und spätestens wenn nicht auf Anhieb der richtige Einschlagwinkel für die Lücke gewählt wurde und das lästige Vor und Zurück beginnt, wird das Rückwärtseinparken zur nervtötenden Angelegenheit. Im neuen VW Touran geht es auch anders: Einfach im unteren Bereich der Mittelkonsole auf einen Knopf drücken, und der Wagen parkt von selbst rückwärts ein. Wie von Geisterhand bewegt sich das dabei Lenkrad. Anfangs kostet es Überwindung, das auch zuzulassen. Nur bremsen und Gas geben muss der Fahrer noch selbst.

Seit drei Jahren bietet VW dieses Assistenzsystem für Längsparklücken an. In der zweiten Generation des Kompakt-Vans, die im August für einen Einstiegspreis von 21 750 Euro auf den Markt kommt, fährt das Familienauto sogar rückwärts in Parklücken quer zur Fahrbahn hinein. Und wenn man möchte, auch wieder heraus. "Wir haben eine Art modernen Schuhlöffel gebaut, mit dem man bequem rein- und rauskommt", sagt der VW-Ingenieur Reiner Katzwinkel.

Auch wenn bereits 20 Prozent der Touran-Kunden hinter dem Extra "Park Assist" (Aufpreis ab 330 Euro) ein Kreuzchen gemacht haben, dürfte dieses System nicht ausschlaggebend für den Kauf gewesen sein. Der Touran ist ein praktischer Familien-Van. Und das bleibt er auch nach der Überarbeitung. Der Wagen bietet weiterhin bis zu sieben variable Sitze (die zwei Einzelsitze in der dritten Reihe kosten 705 Euro Aufpreis) und ein Kofferraumvolumen von maximal knapp 2000 Litern. Robuste, aber zugleich hochwertige Materialien machen den Innenraum ideal für familiäre Dauerbelastungen. Alles unspektakulär, aber praktisch und überzeugend.

Nach der Überarbeitung trägt der Touran jetzt auch das aktuelle VW-Familiengesicht: schwarzer Querbalken mit Chromstreben statt Wappengrill. Auch das Heck wurde leicht verändert. VW spricht davon, der Wagen sei "wahrnehmbar neu". Doch wenn man ehrlich ist, fallen die Veränderungen nur beim direkten Vergleich auf.

Das wirklich Neue findet sich unter der Motorhaube: VW bietet den Kompakt-Van künftig mit sechs neuen Benzin- und Dieselmotoren an. Das Programm startet bei den Benzinern künftig mit dem 1,2 Liter kleinen TSI-Motor mit 105 PS. Laut VW soll der Verbrauch bei 6,4 Litern liegen. Legt man noch 400 Euro drauf und bestellt den Wagen mit der Spritspartechnik Blue Motion Technology mit Start-Stopp-Automatik und Bremsenergierückgewinnung, reichen ihm sogar 5,9 Liter. Darüber rangieren die 1,4-Liter-Direkteinspritzer mit 140 und 170 PS sowie der Erdgas-Turbo im TSI EcoFuel.

Bemerkenswert sind auch die Diesel. Der kleinste Motor, ein 1,6-Liter-Vierzylinder mit 90 PS, verbraucht lediglich 5,1 Liter. Auf Wunsch gibt es diesen Motor auch mit 105 PS und einem Normverbrauch, der dank der Blue Motion Technology (ab 24 950 Euro) bei nur 4,6 Litern auf 100 Kilometer liegen soll.

Mit solchen Werten dürfte der 105-PS-Diesel bald zu den begehrtesten Modellen zählen. Auf einer ersten Testfahrt zwischen Düsseldorf und Köln konnten wir uns einen Eindruck von seinem Können verschaffen. Und waren positiv überrascht, wie kräftig und leise der rund 1,5 Tonnen schwere Van beschleunigt. Die Zeiten, in denen Diesel laut waren, sind - zumindest bei VW - vorbei. Ebenso wie die Zeiten des Fünfganggetriebes. Alle Touran-Handschalter haben sechs Gänge. Der Schaltpunktempfehlung sollte man jedoch nicht immer folgen. Der Wagen ist dann teilweise so untertourig unterwegs, dass man das Gefühl hat, der Motor gehe jeden Moment aus. Auch wenn der Touran kein Sprintmeister ist, dürfte diese Motorisierung für die meisten Kunden völlig ausreichen.

Mit Allradantrieb wird der Touran nicht angeboten. "Wer das haben möchte, sollte sich den größeren Sharan kaufen", sagt VW-Ingenieur Andreas Block. Aber immerhin eine Variante mit Pseudo-Geländelook wird es wieder geben: Der Cross-Touran kommt im Herbst auf den Markt.

Was der Golf unter den Kompakten, ist der Touran unter den Vans - nämlich das erfolgreichste Modell. Als VW ihn 2003 ins Rennen schickte, war der Opel Zafira bereits seit Jahren zum deutschen Straßenbild. Dennoch stürzte VW den Opel vom Thron der meistverkauften Kompakt-Vans und blieb mit mittlerweile rund 1,2 Millionen verkauften Autos an der Spitze.

Was ist das Geheimnis des VW-Erfolges? "Wir schauen uns an, was die anderen machen - und machen es dann besser", sagt Block. Man wolle keine Modetrends setzen, sondern eine Mischung aus Funktionalität, Anmutung und Qualität anbieten. "Das ist das Volkswagen-Prinzip."