Der Toyota Auris ist ab Herbst auch in einer sparsamen Hybrid-Version erhältlich. Preis: ab 22 950 Euro

Exoten-Antrieb trifft Brot-und-Butter-Auto: Mit dem Toyota Auris Hybrid erreicht die Doppelmotortechnik nun die Mitte der automobilen Gesellschaft. Wo der Kunde beim Kauf eines Autos mit dem Spar-Antrieb bisher nur die Wahl hatte zwischen teuren Luxus-Autos und Design-Sonderlingen vom Schlage eines Toyota Prius, tritt die Kombination aus Otto- und Elektromotor nun erstmals in einem nach klassisch europäischem Muster gebauten Kompaktwagen an. Mit einem Normverbrauch von 3,8 Litern und Preisen ab 22 950 Euro geht es ab Herbst gegen VW Golf und Ford Focus.

Äußerlich gibt sich der Auris, dessen Name angeblich vom lateinischen aurum (Gold) und nicht von auris (Ohr) hergeleitet wurde, unauffällig. Lediglich in Details wie Stoßfänger und Hybridplaketten an der Karosserie unterscheidet sich der Hybrid von den konventionellen Auris-Versionen. Die Zurückhaltung könnte sich als Plus herausstellen, verschreckt doch das antriebstechnisch identische Schwestermodell Prius mit seiner Tropfen-Karosserie viele Kunden. Die klassische Steilheck-Karosserie des fünftürigen Kompakten vermeidet in dieser Hinsicht Irritationen. Im Innenraum gleichen Instrumentierung und Bedienung des Hybridautos dem Benziner und Diesel weitgehend. Statt eines Drehzahlmessers gibt es eine Ladungs-Entladungs-Anzeige für die Batterie, statt eines Gangwahlhebels ragt ein Joystick aus der Mittelkonsole.

Gleich zwei Antriebsquellen finden sich unter dem Blech: ein 1,8-Liter-Benziner mit 99 PS sowie ein 82 PS starker Elektromotor. Der Verbrennungsmotor dient vor allem bei hohen Geschwindigkeiten als Hauptantrieb. Nebenher lädt er bei Bedarf die Hybrid-Batterie auf, die den Elektromotor mit Strom versorgt. Der E-Motor schaltet sich beim Anfahren und Beschleunigen zu. Alternativ lässt er sich auf Knopfdruck als alleiniger Antrieb nutzen, allerdings nur bei niedrigen Geschwindigkeiten bis rund 40 km/h und maximal rund zwei Kilometer lang. Dann ist der gespeicherte Stromvorrat aufgebraucht, bis der Benziner und das Bremsenergierückgewinnungssystem für Nachschub sorgen. Zusätzlich kann der Fahrer zwei weitere Fahrprogramme per Knopfdruck wählen: Der sogenannte Eco-Modus richtet das Hybridsystem auf maximale Sparsamkeit aus, der Power-Modus auf stärkere Kraftentfaltung. Die beiden Triebwerke schalten sich ruckfrei und geräuschlos zu oder ab. Beide gemeinsam erreichen eine Systemleistung von maximal 136 PS (also nicht die rechnerisch möglichen 181 PS), was für entspanntes Mitgleiten im Verkehr ausreicht. Der Spurt von null auf 100 km/h dauert 11,4 Sekunden, bei 180 km/h ist die Höchstgeschwindigkeit erreicht. Vor allem im Stadtverkehr mit seinen häufigen Stopps kann die Spartechnik ihre Vorteile ausspielen, aber auch bei Überlandfahrten überzeugt ein geringer Durst. Der vom Hersteller angegebene Normverbrauch von 3,8 Litern ist zwar wohl nur unter günstigsten Bedingungen zu erreichen, gut fünf Liter sind bei vorsichtiger Fahrweise aber drin. Erkauft wird die Sparsamkeit aber auch durch einen eingeschränkten Alltagsnutzen. Die Nickel-Metallhydrid-Batterie des Elektromotors ist im Kofferraum untergebracht, so dass dessen Volumen auf 310 Liter sinkt. Eine große Stufe im Laderaumboden macht das Verstauen von Gepäck zusätzlich kompliziert. Die Rücksitzlehnen können umgelegt werden, mehr als 1290 Liter stehen aber nicht zur Verfügung. Die Passagiere können sich hingegen nicht über Platzmangel beschweren, auch im Fond liegen Kopf- und Beinfreiheit auf ordentlichem Niveau.

Rund 2800 Einheiten will Toyota im ersten vollen Verkaufsjahr in Deutschland absetzen. Der Einstiegspreis von 22 950 Euro liegt 850 Euro über dem der 2,0-Liter-Dieselversion des Kompaktmodells. Vom antriebstechnisch identischen, aber etwas größeren Prius trennen den Auris rund 2500 Euro. Die Ausstattung umfasst unter anderem Klimaautomatik, 15-Zoll-Leichtmetallfelgen und CD-Radio. Der Toyota Auris Hybrid bietet Öko-Understatement sowie Hightech-Antrieb. Der bereits im Prius erprobte Doppelmotor ist ausgereift. Für Vernunftmenschen mit vielen Fahrten im Stadtverkehr lohnt daher ein Blick auf den sparsamen Kompakten.