Ein Drittel der Autofahrer verzichtet auf das Blinken - und bringt damit andere Verkehrsteilnehmer und sich selbst in Gefahr.

Mit dem Trend zu gehen, gehört zum guten Stil - jedenfalls wenn es um Kleidung geht. Im Straßenverkehr hat sich allerdings eine Mode durchgesetzt, die gefährlich ist: Aufs Blinken wird verzichtet.

Immer wieder kommt es dadurch zu Unfällen. Das haben die Verkehrssicherheitsexperten zwar schon erkannt. Warum auf das Betätigen des Blinkerhebels verzichtet wird, ist auch ihnen aber noch nicht so recht klar. Untersuchungen über die Zahl der "Blinkmuffel" gibt es seit vielen Jahren immer wieder. Die Ergebnisse sind im Grunde immer recht ähnlich: In der Regel wird herausgefunden, dass etwa ein Drittel der Autofahrer sich nicht oder kaum um das Blinken kümmern.

Die jüngste Untersuchung dieser Art stammt vom ADAC. Hier kam man Anfang 2010 wieder einmal zu dem Schluss, dass nur zwei von drei Autofahrern den Blinker setzen, wenn sie die Spur wechseln, die Fahrtrichtung ändern wollen oder aus einer Parklücke steuern. Wie groß die tatsächlichen Zahlen sind, darüber gibt es keine exakten Untersuchungen. Denn nur ein Bruchteil der Auto- oder Motorradfahrer wird überhaupt erwischt, wenn sie einmal ohne eingeschaltete Blinkleuchte abbiegen. Außerdem gilt der Blinkverzicht auch in der Allgemeinheit immer noch als reine Bagatelle, die meist nur mit einem Kopfschütteln anderer Verkehrsteilnehmer abgetan wird.

Die Verkehrsexperten halten das Blinken jedoch für immens wichtig: "Das Blinken ist das einzige Kommunikationsmittel, um im Straßenverkehr einen Richtungswechsel anzuzeigen", erklärt Carla Bormann vom Deutschen Verkehrssicherheitsrat (DVR). Schließlich nützt es wenig, nachfolgende Fahrer mit wilden Handzeichen oder lautem Gebrüll auf seine Absichten aufmerksam zu machen. Auch wenn die Ursachen für diese Nachlässigkeiten nicht komplett geklärt sind, gibt es zumindest einige bekannte Gründe. "Viele finden das Blinken einfach lästig", sagt Katja Legner vom ADAC. "Andere sind sich der möglichen Gefahr nicht bewusst." Noch andere fühlen sich sicher und meinen auch, den völligen Überblick über das Verkehrsgeschehen zu haben. Und manchmal gerät der Blinker auch komplett in Vergessenheit: "Oft ist es dem Fahrer gar nicht mehr bewusst, dass er nicht blinkt."

Der Verkehrssoziologe Bastian Roet vom Verkehrsclub AvD vermutet in einigen Fällen auch eine Spur Egoismus hinter der Verweigerung. "Es kann sein, dass mancher Autofahrer sich nicht mehr als Teil des gesamten Verkehrsgeschehens sieht - es gilt "Hauptsache, ich komme weiter".

Bei Befragungen habe man außerdem einige typische Antworten von Blinkmuffeln erhalten: Eine sei, dass der Fahrer nur dieses eine Mal den Blinker nicht betätigt habe, es sonst aber immer mache. Eine andere verbreitete Antwort ist laut Roet, dass der Fahrer keine anderen Autos gesehen hat und deswegen sicher war, dass das Blinken unnötig sei. Gerade solche Situationen können aber gefährlich werden: "Ich muss blinken, auch wenn ich gerade niemanden sehe." Denn nur weil der Fahrer eben noch niemanden entdeckt hat, bedeutet das nicht, dass nicht im nächsten Augenblick doch noch ein Auto kommen kann.

Speziell auf der Autobahn kann so etwas gefährlich werden: Ein langsamer Fahrer meint, ohne zu blinken auf die linke Spur wechseln zu können - weil die gerade leer erscheint. Allerdings kann plötzlich von hinten ein wesentlich schnellerer Fahrer kommen, der eine Notbremsung einleiten muss, um das langsame Fahrzeug nicht zu rammen. Falsch ist aber nicht nur der Blinkverzicht, sondern auch das verbreitete kurze Aufblinken in letzter Sekunde: Etwa wenn ein Autofahrer auf die linke Spur will, bereits einlenkt, und dabei den Blinkhebel nur antippt - sodass die Leuchte einmal kurz aufblinkt.

"Mindestens drei Lichtzeichen sollten es schon sein - einmal den Hebel antippen, das reicht nicht", sagt Carla Bormann. Und die Lichtzeichen müssen rechtzeitig gegeben werden, nicht erst, wenn der Spurwechsel eingeleitet ist. Auch wer bis jetzt ohne jede Bestrafung durchgekommen ist, sollte sich fragen, ob er sich den Griff zum Blinkhebel nicht doch wieder angewöhnt.

Das ist auf der einen Seite nicht wirklich schwer und hilft anderen. Auf der anderen Seite muss ein erwischter Blinkmuffel mit zehn Euro Geldbuße rechen - das könnte auf Dauer ins Geld gehen.