Innovative Technik bei Beleuchtung und Glasdach kennzeichnen den Viertürer.

Stuttgart. Mercedes ist mal wieder auf der Suche nach neuen Nischen. Nachdem die Schwaben beim CLS vor sieben Jahren mit dem ersten viertürigen Coupé einen ausgesprochen guten Riecher bewiesen und einen Trend setzten, dafür aber vor fünf Jahren mit der R-Klasse weit daneben gelegen haben, versuchen sie es jetzt mal wieder mit einem Raumkonzept - allerdings mit sehr viel mehr Elan und Eleganz. Auf der Autoshow in Peking zeigen sie deshalb seit Freitag das Concept Shooting Break, das mehr ist als nur ein Vorbote des neuen CLS. "Denn mit etwas Geduld wird man auch diese Karosserieform auf der Straße sehen", bestätigt ein Mercedes-Manager.

Während das allerdings noch zwei Jahre dauern kann, hat das Gesicht mit der sanften Nase bereits den letzten Schliff bekommen: "Bis zum Türholm entspricht die Studie dem Serienmodell", heißt es in Stuttgart: Nur der seidenmatte Silberlack und die großen 20-Zoll-Reifen kommen vor der Produktionsfreigabe noch herunter. Und auch innen wird es wohl nicht bei den vier bequemen Einzelsitzen und der Orgie aus warmen Hölzern, glänzendem Lack und hellem Leder bleiben. Denn ein bisschen mehr Bodenhaftung ist bei einem Zielpreis von etwa 60 000 Euro durchaus angeraten.

Nichts mehr ändern wird sich dagegen am stechenden Blick des Shooting Break. Er rührt von 71 Leuchtdioden, die zu den ersten Voll-LED-Scheinwerfern der Schwaben gehören. Zwar gibt es die bei Audi und Lexus schon länger. "Doch zum ersten Mal haben wir jetzt eine dynamische Lösung gefunden", sagt Entwickler Uwe Kostanzer. Deshalb können die Strahler der Studie nicht nur in die Kurve leuchten, sich auf Nebel, Innenstädte, Landstraßen oder Kreuzungen einstellen, sondern auch stufenlos zwischen Abblend- und Fernlicht wechseln. Bislang brauchen die Entwickler dafür neben den Leuchtdioden Schwenkgelenke und Reflektoren. Doch mittelfristig wollen sie ganz ohne mechanische Komponenten auskommen: Dann zerlegen sie den Lichtkegel in viele kleine Bereiche, die sie individuell mit bis zu 100 Leuchtdioden pro Scheinwerfer ansteuern. Vor allem in Kombination mit Assistenzsystemen können damit zahlreiche neue Funktionen verwirklicht werden: So kann das Navigationssystem Abbiegehinweise als Pfeile auf die Straße werfen und die Fußgänger-Erkennung mit einem blinkenden Suchscheinwerfer sowohl den Fahrer als auch Passanten warnen und auf drohende Gefahren aufmerksam machen.

Auch das Glasdach ist pfiffiger als bisher, denn das Fenster zum Himmel kann man auf Knopfdruck dimmen. Dafür sorgen spezielle Metallelemente in einer Flüssigkeit zwischen den einzelnen Glasschichten, die sich beim Anlegen einer elektrischen Spannung anders ausrichten und so mal mehr und mal weniger Licht durchlassen. Anders als beim Luxusliner Maybach wird die Scheibe dann allerdings nicht milchig, sondern bleibt trotzdem glasklar. Der Vorteil: Besser als mit jedem Rollo und jeder Jalousie lässt sich so die Sonnenwärme aussperren. Schon in klarem Zustand ist die "Magic Sky Control"-Scheibe besser gegen Infrarot- und UV-Strahlen isoliert als ein herkömmliches Glasdach. Ist dagegen die Verdunkelung eingeschaltet, kommt man auf Wärmewerte wie bei einem Blechdach. Die Mercedes-Entwickler sprechen deshalb von Wellness auf Knopfdruck und nennen gleich noch einen anderen Vorteil: Weil sich das Auto bei Sonnenschein nicht so stark aufheizt, muss die Klimaanlage weniger arbeiten, und der Verbrauch geht zurück. Kein Wunder, dass langfristig zumindest beim Parken mit dieser Technik alle Scheiben verdunkelt werden könnten.

Neuland betreten die Schwaben auch unter der Haube: Die neue Motoren-Generation zeigt mit aktualisierter Benzindirekteinspritzung, erweitertem Magerbetrieb, Start-Stopp-Automatik und bedarfsgerecht gesteuerten Nebenaggregaten deutliche Verbrauchsvorteile. Und erste Leistungsdaten werden auch schon preisgegeben. Vorgesehen ist ein 3,5 Liter großer V6-Antrieb mit 306 PS Leistung - mit Spitzentempo 250 dürfte er kein Problem haben. Darf er auch nicht: Denn wo das T-Modell traditionell den Lademeister für Vertreter und Familienväter gibt, macht der Shooting Break den Eiltransporter.