Besonderheit des Rüsselsheimer Minivans sind die gegenläufig öffnenden Türen.

Travemünde. Wer kommt schon auf die Idee, Parallelen zwischen den beiden Autoherstellern Opel und Rolls-Royce zu ziehen? Antwort: Künftig jedenfalls so mancher Minivan-Käufer. Schließlich verbindet das Luxusmobil Phantom und den neuen Meriva aus Rüsselsheim ein technisches Konzept, um das Ein- und Aussteigen zu erleichtern - die gegenläufig öffnenden Türen. Durchaus keine neue Erfindung, gelangt doch beispielsweise Britanniens Königin Elisabeth II. auf diese Weise höchst elegant auf die hintere Sitzbank. Und auch Opel macht mit seinen "Flex-Doors" lediglich einen Rückgriff auf die eigene Historie, schließlich bediente sich das Modell Admiral schon in den 30er-Jahren dieser Technik.

Heutzutage hat man als Kunden eher die klassische Familie im Blickpunkt, der man bei der täglichen Tour zu Kindergarten und Schule, aber auch bei Einkauf und Urlaubsreise das Leben erleichtern will. Das Anschnallen der Kinder auf den Rücksitzen, so wird überzeugend demonstriert, gelingt beim jüngsten Opel-Modell spürbar rückenschonender als bisher. Und weil die hinteren Seitentüren in einem Winkel von nahezu 90 Grad zu öffnen sind, gestalten sich Ein- und Ausstieg für Erwachsene zunächst zwar ungewohnt, aber sehr komfortabel. Über viele Jahre hinweg waren die sogenannten Portaltüren hierzulande aus Sicherheitsgründen verboten. Bei einem unbeabsichtigten Öffnen während der Fahrt drohten schließlich erhebliche Unfallgefahren. Dank elektronisch gesteuerter Schließtechnik gehören solche Befürchten inzwischen allerdings der Vergangenheit an. Im neuen Meriva verriegeln die hinteren Türen bei einer Geschwindigkeit von vier km/h automatisch - und sind erst im Stand wieder zu öffnen.

Sieben Jahre nach dem Start der ersten Meriva-Generation (und weltweit rund eine Million verkaufter Fahrzeuge) stößt die Neuauflage (Preis: ab 15 900 Euro) auch räumlich in neue Dimensionen vor. 20 Zentimeter Längenzuwachs kommen nicht nur dem gesetzlich verankerten Fußgängerschutz im Frontbereich zugute, sondern bescheren den Passagieren auch deutlich mehr Bewegungsfreiheit als bisher. Die Vordersitze sind in einem weiten Bereich zu verstellen. Ist man nur zu zweit unterwegs, lässt sich die Rückbank zugunsten eines größeren Gepäckraums verschieben. Ein besseres Raumgefühl als noch in Generation 1 stellt sich außerdem durch die gewachsene Fahrzeugbreite ein. "Der Meriva ist künftig weniger ein großer Bruder des Corsa als vielmehr ein kleiner Ableger des Zafira", erläutert Chefentwickler Helmut Ruff die Positionierung innerhalb der Opel-Modellfamilie. Um den ursprünglichen Abstand wieder herzustellen, rollt der Familien-Van Zafira im kommenden Jahr deshalb auch deutlich gestreckt zu den Kunden.

Optisch orientiert sich der Meriva an der hausinternen Linie, die Insignia und Astra zuletzt vorgegeben haben: mit pfeilförmiger Front und großen, dreidimensional gestalteten Scheinwerfern. Auch im Innenraum macht der Neuling erkennbare Anleihen bei den großen Schwestermodellen, beispielsweise beim Armaturenbrett, das sich bogenförmig von Tür zu Tür schwingt. Materialien und Oberflächen hinterlassen bei der ersten Testfahrt einen guten Eindruck, dazu gefällt eine übersichtliche Cockpitgestaltung. Wer allerdings tief in die Zubehörkiste greift und beispielsweise ein Navigationssystem ordert, wird zumindest während der Fahrt von der Vielzahl der Bedienknöpfe in der Mittelkonsole auf eine harte Probe gestellt. Ein in diesen Dingen geübter Beifahrer ist da Gold wert.

Bei der Motorenauswahl setzt sich der Trend zu reduziertem Hubraum und dem Einsatz der Turbotechnik fort. Da Meriva-Käufer zumeist Benziner wählen, ist zum Verkaufsstart am 12. Juni das Dieselangebot (75 und 100 PS) ziemlich überschaubar. Neu an Bord sind dagegen 1,4 Liter-Benziner: Sie kommen als Saugmotor auf 90 und mit Turbolader auf 120 oder 140 PS, agieren dabei sparsamer als die Vorgänger-Aggregate. Ab Herbst sind außerdem zwei EcoFlex-Sparmodelle zu haben: Der 120-PS-Benziner verbraucht dann 6,1 Liter/100 km und der 95-PS-Diesel liegt unterhalb der Fünf-Liter-Marke. Wer noch sparsamer unterwegs sein will, muss sich bis Anfang 2011 gedulden. Dann reicht Opel eine Flüssiggas-Variante nach, die die Tankquittung noch einmal deutlich niedriger ausfallen lässt.