Renault will sich für das neue Flaggschiff bei der Tochter Samsung bedienen.

Hamburg. Pfiffige Kleinwagen, familienfreundliche Großraumlimousinen, günstige Cabrio-Coupés und vielleicht auch ein paar ganz brauchbare Modelle in der Kompaktklasse - dafür kennt man die Franzosen. Doch sobald die Autos etwas größer und damit teurer werden, tun sich Renault, Peugeot und Citroën vor allem in Deutschland sehr schwer. Schon in der Mittelklasse bleiben die Zulassungen von Laguna, 407 und C5 weit hinter VW Passat, Ford Mondeo oder Opel Insignia zurück. Und in der Oberklasse bekommen unsere Nachbarn aus dem Westen erst recht kein Rad auf den Asphalt: Was sie mit Vel Satis, 607 und C6 im ganzen Jahr verkaufen, schaffen Konkurrenten wie die Mercedes E-Klasse, der Fünfer BMW oder der Audi A6 in wenigen Wochen.

Kein Wunder also, dass man sich in den letzten Monaten schleichend aus dem Oberhaus zurückgezogen hat. Den Citroën C6 kann man zwar noch immer kaufen, doch die Produktion des Renault Vel Satis wurde bereits Ende letzten Jahres eingestellt, und vom Peugeot 607 gibt es auch nur noch ein paar Restexemplare. Obwohl eine Limousine aus Deutschland selbst daheim in Frankreich mehr Ansehen genießt als ein Luxusliner aus eigenen Landen, drängen die Konzerne jetzt aber offenbar zurück in die Oberklasse. Sowohl (der neue Daimler-Kooperationspartner) Renault als auch Peugeot nehmen deshalb in den kommenden Jahren einen neuen Anlauf. "Ab 2011 mischen wir in dieser Liga wieder mit", bestätigt ein Renault-Manager die Pläne für ein neues Flaggschiff, das den Vel Salis ersetzen soll und bislang noch nicht mal einen Namen hat.

Anders als das Van-Coupé Avantime und das Stummel-Steilheck Vel Satis wird das Fahrzeug mit dem Projektcode L43 allerdings eine ziemlich konventionell geschnittene Limousine. Denn für eine eigene Entwicklung fehlen den Franzosen das Geld und die Stückzahlen. Stattdessen bedienen sie sich eines Modells ihrer koreanischen Tochter Samsung, das dort den Namen SM5 trägt und schon seit 2004 verkauft wird. Der Wagen ist 4,90 Meter lang, ziemlich brav geschnitten und fährt in Korea mit einem vergleichsweise bescheidenen Zweiliter-Motor mit lediglich 140 PS.

Wenn er in Europa überhaupt eine Chance haben soll, braucht er deshalb mindestens einen V6-Motor und einen ordentlichen Diesel - aber Platz genug dafür wäre unter der riesigen Haube allemal. Die Idee für dieses Auto ist nicht neu, doch hatten die Franzosen bislang keine Ambitionen erkennen lassen, sich ausgerechnet in Deutschland mit den Platzhirschen von Mercedes, BMW und Audi anzulegen. Jetzt allerdings gibt es eine Order von ganz oben, wonach sie ihr Glück auch im Mutterland der Luxusliner versuchen müssen.

Damit steht Renault allerdings nicht alleine, denn auch Peugeot nimmt einen neuen Anlauf für den Sturm aufs Oberhaus. Als Basis dafür dient der neue 508, der im Herbst auf dem Pariser Autosalon gezeigt wird. Von diesem Auto an der Nahtstelle zwischen 407 und 607 plant die Löwenmarke nicht nur eine Limousine, die noch in diesem Jahr in den Handel kommt, und kurz darauf einen Kombi. Zum ersten Mal soll es vermutlich ab 2012 auch noch eine dritte Variante geben, bestätigte jetzt ein Firmensprecher. Die hat zwar die Kombikarosserie, wird sich aber vor allem durch ihr höherwertigeres Interieur und die ambitioniertere Technik von den beiden anderen Spielarten abheben. Daher soll diese Modellvariante als Einzige in diesem Segment auch mit Hybrid- und Allradantrieb angeboten werden. Selbst Citroën hält an der Oberklasse-Strategie fest. Auch wenn der C6 in zwei, drei Jahren vielleicht ohne Nachfolger auslaufen sollte, gibt sich die Marke ganz oben in der Modellpalette keine Blöße: Denn bis dahin wird der DS5 längst fertig sein.