Das Elektroauto hat einen Zusatz-Generator an Bord. Verkaufsstart ist für 2011 geplant.

New York. Nach 100 Jahren ist es Zeit für eine Revolution des Straßenverkehrs, und wir erfinden das Auto neu - mit solchen und ähnlichen Sprüchen trommelt General Motors für den Chevrolet Volt. Denn als erstes Elektroauto mit eingebautem Reservekanister soll der 4,40 Meter lange Viersitzer den Beweis antreten, dass auch alternative Autos alltagstauglich sein können. Nachdem nun seit vier Jahren an dem Konzept entwickelt wird, soll Ende des Jahres in den USA und 2011 dann auch bei uns der Verkauf beginnen.

Die Testfahrt beginnt wie immer bei Elektroautos sanft, seidig - und still: Lautlos setzt sich der gefühlt mindestens zwei Tonnen schwere Stromer in Bewegung. Damit ihm dabei keine Fußgänger in die Quere kommen, haben sich die Ingenieure etwas besonders einfallen lassen: Weil Hupen verpönt ist, knattert auf Knopfdruck ein anderes Warngeräusch unter der Motorhaube.

150 PS und ein maximales Drehmoment von 370 Nm, die schon ab dem ersten Zentimeter bereit stehen, haben selbst mit dem kompakten Schwergewicht leichtes Spiel - erst recht, wenn man die Sporttaste auf der Mittelkonsole drückt und so die volle Leistung freischaltet. Dann quietschen beim Ampelspurt sogar die Reifen, bevor der Volt in neun Sekunden auf Tempo 100 spurtet. Danach allerdings wird die Luft etwas dünner, und bei 160 ist mit Rücksicht auf die Reichweite ohnehin Schluss.

Wie weit man den im Mitteltunnel und unter der Rückbank verborgenen Lithium-Ionen-Akkus des Volt fahren kann, sieht man auf den großen Monitoren hinter dem Lenkrad und auf der Mittelkonsole, über die wie im Telespiel schillernd bunte Grafiken flimmern. Irgendwo in diesem Informationsdschungel sieht man auch den Eco-Trainer, für den ein grüner Ball durch eine Art Reagenzglas fliegt: Hält man den immer schön in der Mitte, holt man aus der Batterie das meiste raus und schafft angeblich bis zu 65 Kilometer.

Das sollte sowohl den Amerikanern als auch uns Deutschen für die durchschnittliche Tagesdistanz reichen, haben die GM-Statistiker ermittelt. "Und wenn nicht, ist das auch kein Beinbruch", sagt Entwicklungsingenieur Trent Warnke. Denn wo andere Stromer dann für ein paar Stunden an die Steckdose müssen, wirft der Volt einfach sein hauseigenes Kraftwerk an: Ein kleiner Benzinmotor, der anders als bei Hybridfahrzeugen nicht mit den Rädern verbunden ist, treibt dann einen Generator an, der Strom für noch mal mehr als 400 Kilometer produziert. Wer wie die meisten Autofahrer nur in die Stadt pendelt und den Volt abends wieder auflädt, hört den Benziner nur bei längerer Fahrt.

Während es für die Techniker keine Alternative gab, waren die Designer des Volt hin und her gerissen. Denn zum einen soll der Volt natürlich anders aussehen als ein konventioneller Kompaktklässler. Zum andern aber darf er die Kunden nicht verschrecken. Das gilt vor allem für den Innenraum. Denn während die sanft geschwungene Karosserieform vom Streben nach dem geringsten Luftwiderstand getrieben ist, hätte das Interieur durchaus als Spielwiese getaugt. Dieser Versuchung haben die Entwickler allerdings weitgehend widerstanden. So machen die Instrumente Platz für einen Monitor, auf dem es die Programmierer bunter Treiben als auf einem iPhone. Aber alle Schalter sind dort, wo sie hingehören - und für einen Chevrolet obendrein auch noch ungewöhnlich liebevoll verpackt.

Ein halbes Jahrzehnt Entwicklungsarbeit, eine eigene Batterien- und Elektromotoren-Fabrik: General Motors hat Milliarden investiert. Weil sie damit lange sicher nicht kostendeckend sein werden, lassen sie sich den Hoffnungsträger teuer bezahlen. Einen offiziellen Preis gibt es noch nicht. Aber selbst wenn der Chevrolet nach Abzug der 7500 Dollar Steuerbonus tatsächlich "deutlich unter 40 000 Dollar" kosten wird, dann ist er noch immer doppelt so teuer wie gleich große Fahrzeuge konventioneller Machhart - nicht umsonst stehen Honda Civic, Toyota Corolla oder der amerikanische Ford Focus weit unter 20 000 Dollar beim Händler.

Trotzdem gewinnt Produktmanagerin Cristi Landy dem Volt ökologische und ökonomische Vorzüge ab: Hat man den Wagen erst bezahlt, fährt man sauberer und sparsamer. Denn der durchschnittliche Volt-Verbrauch ist niedriger als der eines großen US-Kühlschranks.