Bei polnischen Pkw-Lenkern scheint das Ignorieren von Tempolimits zum Standard-Repertoire ihrer Fahrkünste zu gehören. Sie können offenbar davon ausgehen, wegen der zähen EU-Bürokratie weder Radargeräte noch nachfolgende Geldbußen in Deutschland befürchten zu müssen. Nun aber bahnt sich bei Polizeikontrollen von Nachbarländern eine Art Wettbewerb an. Motto: "Wie du mir - so ich dir!"

Tschechien beklagt, dass die deutsche Polizei im grenznahen bayerischen Raum zunehmend "erniedrigende" Drogenkontrollen bei tschechischen Kraftfahrern vornehme. Wobei in Tschechien neuerdings selbst der Besitz größerer Mengen Rauschgift nicht mehr unter Strafe steht. Berichtet wird, dass Autofahrer, die auf deutscher Seite in eine solche "willkürliche Kontrolle" gerieten, sogar gezwungen würden, "auf offener Straße in ein Glas zu urinieren".

Prompt kocht der Ärger darüber hoch. Inzwischen befasst sich auch die Regierung Tschechiens mit dem Thema. Und es werden Stimmen laut, die drastische Gegenmaßnahmen für die richtige Antwort halten; verschärfte Verkehrskontrollen in Tschechien etwa, die sich vor allem deutschen Autofahrern widmen. Als Scherz verkaufte der frühere Ministerpräsident Topolanek seinen Vorschlag, beispielsweise die Fahrer deutscher Nobelkarossen, die regelmäßig als Sextouristen in tschechischen Bordellen absteigen, etwa auf Geschlechtskrankheiten zu untersuchen. Die so oft beschworene EU-Harmonie hat man sich eigentlich anders vorgestellt.