Wenn es um den Werterhalt eines Autos geht, ist die Wahl der Sonderausstattung eine Gratwanderung.

Hamburg. Eine Lederausstattung, dazu vielleicht noch die tolle Audio-Anlage, die schicken Leichtmetallräder und, und, und . . . Beim Neuwagenkauf sind viele Extras verlockend - auch wenn sie die Geldbörse strapazieren. Das böse Erwachen kommt oft, wenn der Wagen wieder verkauft werden soll. Dann kann man zwar stolz auf die umfangreiche Ausstattung hinweisen; doch nicht jedes Zubehör hat auch im Gebrauchten später noch seinen Preis.

Wenn es um den Werterhalt geht, ist die Wahl der Extras eine Gratwanderung. Denn auf der einen Seite ist ein Auto in der Basisversion ohne jegliches Extra so gut wie unverkäuflich. Auf der anderen Seite wird zu viel Luxus von Gebrauchtwagenkäufern nicht immer mit dem gewünschten Aufpreis honoriert. Außerdem haben die Marktbeobachter von EurotaxSchwacke errechnet, dass Auto und Extras nicht gleich stark an Wert verlieren: Das Fahrzeug zum Beispiel kann nach drei Jahren als Gebrauchter noch rund 50 Prozent des ursprünglichen Wertes haben. Die georderten Extras bringen dagegen nur noch 25 bis 35 Prozent des gezahlten Aufpreises.

Doch das ist nur die eine Wahrheit. Anderseits gehen Gebrauchtwagekäufer davon aus, dass gewisse Zusatzausstattungen einfach vorhanden sind. Dabei wiederum kommt es auch auf die Fahrzeugklasse an. "Ab der oberen Mittelklasse werden ein Automatikgetriebe, ein Navigationsgerät oder auch eine Lederausstattung erwartet", sagt Siegfried Trede vom Automobilmarkt-Beobachter Deutsche Automobil Treuhand (DAT). Wenn der Wunsch-Gebrauchtwagen diese Extras hat, dann zahlen Käufer dafür auch gern ein paar Euro mehr.

Die Vorlieben gelten aber nicht für alle Fahrzeuge. Beispiel Automatikgetriebe: Nach einer Untersuchung von EurotaxSchwacke bringt es bei Kleinwagen und in der Kompaktklasse keinen finanziellen Vorteil beim Wiederverkauf. In der Mittelklasse wirkt es sich positiv auf den Wert des Wagens aus, und in den Klassen darüber ist es einfach ein Muss. Identisch sieht es mit dem Xenonlicht aus. Auch das ist in kleineren Fahrzeugen kein Verkaufsvorteil, in den nobleren Gefährten dagegen mittlerweile ein Muss. Eine Lederausstattung bringt bis einschließlich der Mittelklasse keinen Vorteil, wird bei nobleren Gefährten aber unbedingt gewünscht. Eine Anhängerkupplung dagegen mag mancher als nützlich ansehen - Geld bringt sie beim Wiederverkauf aber in keiner Fahrzeugklasse wirklich.

Bleibt die Frage, welche Extras ein Neuwagenkäufer ordern sollte, um das Auto auch gebraucht wieder loszuwerden. "Es ist immer gut, wenn man auf gängige Ausstattungen setzt", so Siegfried Trede. Die aber ist einem Wandel unterzogen. Beispiel Schiebedach: Das war im Jahr 2004 noch in 27 Prozent der Neuwagen zu finden. Die Beliebtheit sinkt aber weiter: 2008 waren es nur noch 23 Prozent. Eine echte Karriere hat in dieser Zeit dagegen der Tempomat gemacht: Von 26 Prozent im Jahr 2004 ging es rauf auf 45 Prozent. Das ESP machte einen Sprung von 59 auf 75 Prozent, Navigationssysteme von 20 auf 37 Prozent. Und selbst die vor noch gar nicht so langer Zeit exotische Einparkhilfe kam kommt inzwischen auf 35 Prozent - 2004 waren es gerade einmal 18 Prozent. Als Orientierung für die Beliebtheit von Extras in der Zukunft empfiehlt Trede einen Blick auf die Modelle der nächsthöheren Fahrzeugklasse: Denn was heute in der Mittelklasse gang und gäbe ist, wird in wenigen Jahren in der Kompaktklasse zur Selbstverständlichkeit und etwas später dann auch bei Kleinwagen.

Unsummen aber sollte man nicht in Extras stecken, denn viel wird auf dem Gebrauchtmarkt dafür nicht gezahlt. "Man sollte höchstens 12 bis 15 Prozent des Kaufpreises in Sonderausstattungen stecken", rät Siegfried Tredes. Ein Gespür sollten Autokäufer mit Sinn für den Werterhalt des Wagens auch für die Entwicklung der Farbvorlieben entwickeln. "Der Farbgeschmack ändert sich immer einmal wieder", sagt Maximilian Maurer vom ADAC. Heute ist Silber immer noch eine sichere Bank. Wie schnell der Wechsel aber gehen kann, zeigt der weiße Lack: Solche Autos galten lange Jahre als nahezu unverkäuflich - dann wurde Weiß zur Trendfarbe. Und noch etwas ist laut Maurer zu beachten: Die Farbe der Umweltplakette wird ein immer stärkeres Argument werden - Grün muss sie schon sein.