Während die Elektro-Serienautos großer Hersteller noch immer auf sich warten lassen, sind einige der skurrilen Stromer schon zu kaufen.

Detroit. Als Chevrolet vor zwei Jahren in Detroit den Volt enthüllte, war das Elektroauto noch eine echte Sensation. Doch mittlerweile hat man das Stufenheckmodell und seinen deutschen Ableger Opel Ampera schon so oft auf Messen gesehen, dass er zum Verkaufsbeginn in der zweiten Jahreshälfte bereits ein wenig Patina angesetzt hat. Und auch an den Elektromobilen Nissan Leaf, dem Mitsubishi i-Miev oder am Smart ed hat man sich bereits beinahe schon sattgesehen. Die Stars auf der "Electric Avenue" bei der Detroit Motor Show (noch bis 24. Januar) sind deshalb nicht die Elektroautos der großen Hersteller. Im Brennpunkt des Interesses stehen vielmehr mal schlichte, mal skurrile Vehikel von umweltbewegten Kleinserienherstellern und ehrgeizigen Tüftlern.

Befreit von einem Heer firmeninterner Kostenkiller wollen sie nicht mehr als die Welt retten, ohne dass dabei der Fahrspaß auf der Strecke bleibt. Mit am buntesten treibt es auf der Messe der chinesische Hersteller CT&T, der gleich zwei Dutzend Elektro-Vehikel auf den Stand gestellt hat. Das Angebot der zum größten Teil serienreifen Fahrzeuge reicht vom kleinen Roadster im Stil des Lotus Elise über den Dienstwagen des Eisverkäufers bis hin zum elektrischen Streifenwagen und einem Amphibienfahrzeug mit Batteriebetrieb. Während diese Elektrofahrzeuge aussehen wie etwas groß geratene und aufwendig verkleidete Golfkarren, stehen nebenan Konzeptfahrzeuge, die man sich auch in einem James-Bond-Film oder bei Raumschiff Enterprise vorstellen kann.

Einer davon ist der ZAP Alias, ein mit der Spitze nach hinten gedrehtes Dreirad, in dem drei Passagiere auf Reisen gehen können. Der rote Keil schafft den Sprint auf Tempo 100 in rund acht Sekunden, erreicht rund 120 km/h und kommt mit einer Akkuladung mehr als 130 Kilometer weit. Fast das Doppelte schafft das ähnlich unkonventionelle Modell "Wave" des US-Herstellers EV Innovations, das mit seiner aerodynamischen Form an einen Segelflieger ohne Flügel erinnert. Dass es auch ohne Strom geht, will Edison2 mit dem "Very Light Car" beweisen. Ursprünglich als Hybridmodell geplant und gebaut aus Aluminium, wiegt der Viersitzer kaum eine halbe Tonne und ist extrem windschnittig. Deshalb reicht ihm ein Einzylinder-Motor mit 250 Kubikzentimeter Hubraum und 40 PS für eine Höchstgeschwindigkeit von rund 160 km/h. Und wo die Elektroautos nach ein paar Hundert Kilometern an die Steckdose müssen, schafft es der glänzende Bote aus der Zukunft mit einer Tankfüllung mehr als 1000 Kilometer weit.

Vergleichsweise konventionell wirken dagegen der kanariengelbe Roadster "Carbon-Zero" von Saba, der manchem Sportwagen davonfährt, und der "2 S.S.I.C", der im Glasfaserkleid eines Retro-Coupés aus den 60er-Jahren steckt. Entwickelt vor allem für Viertelmeilenrennen, beschleunigt er in weniger als drei Sekunden auf Tempo 100 und saust mit 225 km/h davon. Diese Fahrleistungen stützen die These, die seine Entwickler auf die Heckscheibe geklebt haben: "Grün ist so reizvoll, wie du es machst." Zwar sehen die meisten Autos auf der Electric Avenue erschreckend handgemacht aus. Und so ambitioniert wie bei Chevrolet, Mitsubishi, Nissan oder Mercedes sind die angepeilten Stückzahlen auch nicht. Doch streng genommen sind die Tüftler gar nicht weit hinten dran: Ihre Autos sind längst im Praxistest. Und während man auf die Serienstromer der Großen noch immer warten muss, kann man einige der elektrischen Exoten bereits kaufen.