Weltpremiere für den neuen Ford Focus, der Ende 2010 startet. Volkswagen zeigt eine Coupé-Studie mit sparsamem Hybridantrieb.

Detroit. Die Autoindustrie hält an ihrem Sparkurs fest. Auch bei der Motor Show in Detroit stehen deshalb Serienfahrzeuge mit geringem und Studien ohne jeglichen Schadstoffausstoß im Vordergrund. Das gilt nicht nur für die überraschend vielen Import-Neuheiten insbesondere aus Deutschland, sondern auch für die US-Hersteller: Sie schwören zunehmend ihren "Gas Guzzlern" ab und suchen ihr Glück mit kleinen und kompakten Autos.

Das beste Beispiel dafür und zugleich das wichtigste Modell der Messe ist der neue Ford Focus, der für US-Verhältnisse fast noch als Kleinwagen durchgeht. Dieses Segment hat nach Einschätzung von Konzernchef Alan Mulally auch in den USA enorme Wachstumsaussichten. Der Focus wurde federführend in Köln entwickelt und kommt zum Jahreswechsel beiderseits des Atlantiks auf den Markt. Neue Benzin- und Dieselmotoren sollen den Verbrauch um bis zu 20 Prozent senken. Später wird es den Wagen mit Hybrid- und Elektroantrieb geben. Auch die Konkurrenz von General Motors backt kleinere Brötchen. Der einst größte Autohersteller der Welt zeigt in Detroit neben dem in Deutschland bereits eingeführten Chevrolet Cruze den noch kleineren Aveo. Außerdem steht bei der bislang vor allem für große Geländewagen und Pick-ups bekannten Tochter GMC der vergleichsweise kompakte Van Granite.

Die deutschen Hersteller schwimmen auf der Sparwelle ganz vorne mit: VW zeigt die Studie des New Compact Coupé, die gleich eine doppelte Mission hat: Zum einen soll der gut 4,50 Meter lange Zweitürer die Amerikaner auf die für den Herbst erwartete Neuauflage des Jetta einstimmen. Zum anderen wolle VW damit den Hybridantrieb für die Kompaktklasse in Position bringen, erläutert Pressesprecher Christian Buhlmann. Unter der Haube stecken ein 1,4 Liter großer TSI-Benziner mit 150 PS und ein E-Motor mit 27 PS, die gemeinsam 227 km/h ermöglichen, aber den Verbrauch auf 4,2 Liter drücken.

Während das Hybrid-Coupé bei VW noch als Studie gilt, geht ein solches Auto bei Honda jetzt in Serie: der sportliche CR-Z. Das Coupé mit dem ungewöhnlichen Heck, das im Sommer auch nach Europa kommt, hat eine Systemleistung von 124 PS und verbraucht im Mittel 5,0 Liter. Noch sparsamer sind zwei weitere Messestars aus Deutschland: So zeigt BMW einen elektrisch angetriebenen 1er, von dem nach Angaben von Entwicklungschef Klaus Dräger ab 2011 mehrere Hundert Exemplare gebaut werden. "Damit lernen wir Tag für Tag für unser geplantes Großstadtfahrzeug 'Project I', das noch in der ersten Hälfte dieses Jahrzehnts auf den Markt kommt", erklärt Dräger.

Bislang nur ein Einzelstück ist dagegen ein weiterer Elektrosportwagen von Audi. Mit ihm will der Hersteller laut Vorstandschef Rupert Stadler den Namen E-Tron zu einem Gattungsbegriff für alle Audi-Elektroautos machen. Diesmal prangt das Kürzel auf einem Coupé, das mit 3,93 Metern kürzer ist als ein TT. Der Wagen hat zwei im Heck montierteE-Motoren mit zusammen 204 PS, die die Hinterachse antreiben. Der kleine E-Tron beschleunigt in 5,9 Sekunden auf Tempo 100, erreicht 200 km/h Spitze und hat eine Reichweite von 250 Kilometern. Ihm fehlt allerdings noch die Serienfreigabe.

Bei aller Vernunft kommt in Detroit das Vergnügen nicht zu kurz. Bei Ford steht neben dem Focus auch ein überarbeiteter Mustang mit neuem V8-Motor im Scheinwerferlicht und bei Buick feiert der Opel Insignia OPC als Regal GS-Konzept eine neuerliche Premiere. Nicht weit daneben zeigt sich mit dem 564 PS starken CTS-V der schnellste Cadillac aller Zeiten. Bei Chrysler sieht es noch überraschend trostlos aus. Zwar haben die Messebauer einen gewaltigen Stand gezimmert. Doch auf dem Areal parken ausschließlich alte Bekannte. Einzig zwei 500er der neuen Konzernmutter Fiat und die eher peinliche Studie eines Lancia Delta mit Chrysler-Grill sollen dort von Aufbruch künden. Sonderlich überzeugend wirke das aber nicht, sagte ein Wirtschaftsjournalist aus Detroit: "Sie haben vielleicht gerade noch die Kurve bekommen, aber zurück sind sie noch lange nicht."