Die Coupé-Studie SR1 wird zum Blickfang auf dem Genfer Autosalon. Viele Details sollen auch ihren Weg in die Serienautos der Franzosen finden.

Paris. Peugeot erfindet sich neu: Rechtzeitig zum 200. Geburtstag des Unternehmens, das im Jahr 1810 als Eisengießerei gegründet wurde, wird die Löwenmarke komplett umgekrempelt und bekommt einen völlig neuen Stil. Anders als bei der Konzernschwester Citroën gibt es dafür nicht nur ein geliftetes Markenlogo mit verstärktem 3-D-Effekt und einen neuen Slogan, sondern auch einen frischen Look für die Modelle. Der ist auch dringend nötig. Schließlich sind Scheinwerfer und Kühlergrill bei Autos wie dem 308 oder dem 4008 mittlerweile so riesig geworden, dass sie eher peinlich als schön wirken.

Wie genau die neue Formensprache aussehen wird, will der frisch bestellte Designchef Gilles Vidal zwar noch nicht verraten. Doch in welche Richtung es gehen soll, macht er schon jetzt mit der Studie SR1 deutlich. Der traumhafte Sportwagen - irgendwo angesiedelt zwischen Aston Martin Vantage und Maserati Gran Tourismo - feiert seine Publikumspremiere im März auf dem Genfer Autosalon und gilt den Franzosen als Stilvorlage für die kommende Modellplanung. "Viele Details davon wird man schon bald in der Serie sehen", verspricht Pressesprecher Thomas Schalberger und macht damit Lust auf den gemeinsamen Nachfolger von Peugeot 406 und 607, der im Herbst auf dem Pariser Salon stehen dürfte. Die riesigen Glubschaugen sind damit wohl ebenso passé wie das vergitterte Haifischmaul des Kühlers und die endlos langen Überhänge, die vor allem der passiven Sicherheit geschuldet waren und nun dank neuer Stahlsorten wieder deutlich kürzer ausfallen können.

Stattdessen gibt es knackig-kurze Überhänge, sportliche Proportionen und vor allem ein völlig neues Gesicht: Der Kühlergrill ist klein und kess und ist inspiriert vom sinnlichen Mund einer namenlosen Schönheit. Die Scheinwerfer sind schmal, nach oben gezogen und so verführerisch wie die Augen von Sophia Loren, und über allem thront auf der eingezogenen Haube der modernisierte Löwe, der nun stolzer seiner Brust reckt. Auch an der Kehrseite haben die Franzosen gründlich gearbeitet, einen eleganten Abschluss gefunden und den Rückleuchten einen plastischen Look gegeben. Dazu gibt es liebevoll modellierte Karosserieflächen mit dem Wechselspiel von konvexen und konkaven Schwüngen sowie eine neue Form für die Außenspiegel, die förmlich mit dem Karbonkleid der Studie verschmelzen.

Während solche Elemente für kommende Serienmodelle gesetzt sind, bleibt die Studie selbst wohl nur ein Traum. Denn einen Luxus-Roadster für weit mehr als 100 000 Euro, der sich bei schlechtem Wetter mit einem aus dem Yachtbau inspirierten Segeltuch-Hardtop in ein rassiges Coupé verwandelt, wird die Marke auch nach ihrer Neupositionierung kaum verkaufen können. Ebenfalls nicht viel mehr als eine schöne Idee ist das Interieur, in dem die Designer mit dem Kontrast von patiniertem Leder und natürlichen Hölzern auf der einen und technischen Oberflächen aus Nickel oder satiniertem Chrom auf der anderen Seite spielen: Denn für einen 2+1-Sitzer reicht die Fantasie der Kunden wohl kaum. Dabei ist es kein schlechter Einfall, im Fond nur noch einen Sessel einzubauen und den in die Mitte zu rücken. Die Beinfreiheit bleibt da zwar trotz 4,82 Metern eher bescheiden, doch zumindest um die Schultern hat man so mehr Platz. Und weil die Mittelkonsole auf Knopfdruck nach vorne gleitet, ist auch das Ein- und Aussteigen eine leichte Übung.

So rassig, wie der SR1 aussieht, könnte er - vorausgesetzt, man würde ihn auf öffentliche Straßen lassen - auch fahren: Immerhin kommt er auf 313 PS Leistung, mit denen er wie ein waschechter Sportwagen in 4,7 Sekunden auf Tempo 100 beschleunigt und locker 250 Sachen schafft. Dass er dabei mit 4,9 Liter Verbrauch und einem CO2-Ausstoß von 119 g/km fast so sauber ist wie ein Kleinwagen und immerhin gut zehn Kilometer ganz ohne Sprit fahren kann, verdankt der Beau seinem pfiffigen Hybrid-Konzept: Denn zum aufgeladenen Direkteinspritzer mit 1,6 Liter Hubraum und 218 PS an der Vorderachse bekommt der flotte Franzose noch einen Elektromotor, der mit 95 PS auf die Hinterachse wirkt und genug Kraft für ein sauberes Solo hat. Die Konstruktion mindert nicht nur den Verbrauch, sondern erhöht als einfacher Allradantrieb obendrein auch noch die Fahrdynamik. Und weil Peugeot gleich noch eine Allrad-Lenkung einbaut, dürfte der SR1 theoretisch zum talentiertesten Kurvenräuber jenseits des Rheins werden.

Trotz aller Zukunftsperspektiven wird der SR1 vorerst aber wohl nur ein kühner Traum bleiben. Doch hat die Technik mehr Bodenhaftung, als man meinen könnte: Mit anderen Leistungsdaten und vermutlich zunächst mal einem Dieselmotor geht der Hybridantrieb des SR1 ab 2011 im Modell 3008 in Serie.