Freie Scheiben sorgen für Sicherheit, beim vorgeheizten Motor sinkt der Verbrauch.

Hamburg. Nach eisigen Nächten sieht man Autofahrer in der Morgenkälte stehen: Mühsam kratzen sie ein Guckloch frei, zwängen sich mit Jacke und Handschuhen hinters Steuer und rollen angestrengt durch den Berufsverkehr. Frostige Fahrten sind aber nicht nur unkomfortabel und grippefördernd, sondern auch umweltfeindlich. Fahrer wie Fahrzeug seien wohltemperiert viel besser, sicherer und effizienter unterwegs, sagt Kfz-Sachverständiger Thorsten Helfen. "Klimaautomatik, beheizte Sitze und Standheizung sind deshalb nicht nur Extras für Warmduscher, sondern durchaus eine lohnende Investition."

Bei Neuwagen gibt es diese Optionen bis hinunter in die kleineren Fahrzeugklassen. Doch auch wer im Gebrauchten warm durch den Winter will, muss auf die Heizkraft nicht verzichten. "Denn wohlige Wärme kann man nachrüsten", sagt Helfen mit Blick auf Standheizungen, die in viele Autos eingebaut werden können. Für Preise ab etwa 1000 Euro werden die etwa schuhkartongroßen Heizkraftwerke in den Kühlwasserkreislauf des Motors integriert und mit Sprit aus dem Tank betrieben. Sie heizen das Kühlwasser vor und geben die Wärme über das vorhandene Heizsystem an die Innenluft ab. "Der Hauptvorteil liegt auf der Hand", heißt es beim Zulieferer Webasto: Man genieße vom ersten Meter an gute Sicht durch freie Scheiben. Außerdem verhindere eine Standheizung gefährlichen Feuchtigkeitsbeschlag und das erneute Vereisen von innen. Und wer ohne Mantel oder Daunenjacke fahren kann, hat mehr Bewegungsfreiheit hinter dem Lenkrad und wird besser vom Gurt geschützt. Dass eine Standheizung, die gesteuert per Zeitschaltuhr, Funk- oder Handysignal etwa 20 Minuten Vorlauf benötigt, rund 0,2 Liter Benzin oder Diesel verheizt, ficht die Entwickler nicht an. Denn mit ihr werde nicht nur der Innenraum, sondern auch der Motor vorgewärmt. Damit sänken Verbrauch und Schadstoffausstoß gleichermaßen.

Aber die Standheizung ist nicht der einzige Winterwärmer, den man nachrüsten kann: Selbst Sitzheizungen gibt es für Spätentschlossene - in höchst unterschiedlichen Preisklassen. "Man kann zehn Euro in einen warmen Sitz investieren, aber auch bis zu 1000 Euro", sagt Albrecht Trautzburg vom Automobilclub AvD. Als Billiglösung empfiehlt er Sitzauflagen, die über den Zigarettenanzünder mit Strom versorgt werden und zwischen zehn und 40 Euro kosten. Beim Kauf sollte man auf einen Überhitzungsschutz und eine Zusatzsicherung im Stecker achten, um Kurzschlüsse zu vermeiden. Und bei der Montage sei die einwandfreie Funktion der Seiten-Airbags zu prüfen.

Wer es komfortabler möchte, kann Heizmatten unter den Bezügen von Sitz und Lehne einbauen lassen, die mit einem Schalter aktiviert werden. Das sei von der Serien-Sitzheizung kaum zu unterscheiden, koste aber zwischen 400 und 600, mit Karbontechnik sogar 1000 Euro. Trautzburg: "Da ist der Aufpreis für eine Sitzheizung ab Werk oft geringer: Die kostet im Schnitt 300 Euro." Während man die Auflagen selbst montieren kann, sind integrierte Sitzheizungen nur etwas für Fachleute, mahnen die Sachverständigen.

Beim Thema Wärme denken die Ingenieure keinesfalls nur an den Menschen, sondern auch an den Motor: Weil das Anlassen eines kalten Motors bis zu zehn Prozent mehr Treibstoff verbraucht und so einen höheren Schadstoffausstoß zur Folge hat, arbeitet BMW an einem speziellen Wärmespeicher. Mit Schottwänden will man das Auskühlen des Motors verlangsamen und so den Verbrauch beim Wiederanlassen drosseln. Durch die Kapselung kühlt ein 80 Grad warmer Motor langsamer ab und ist selbst nach zwölf Stunden immer noch etwa 40 Grad warm. Jedes Grad, das sich gegenüber der Umgebungstemperatur bewahren lässt, führt zu etwa 0,2 Prozent weniger Spritverbrauch. (tmn)