In Südafrika war das knapp 10 000 Euro teure Modell bis zuletzt ein Verkaufserfolg.

Kapstadt. Schluss, aus, vorbei: Mehr als 25 Jahre lang konnte sich der Golf I noch über die Runden retten. In Deutschland 1976 eingeführt und 1983 eingestellt, lief die Produktion des erfolgreichsten Modells aus Wolfsburg in Uitenhage in Südafrika munter weiter. Seit 1978 wurde der Klassiker am Kap montiert und kommt so auf noch einmal etwa 500 000 Exemplare. Doch nach insgesamt über sieben Millionen Golf I hat der südafrikanische VW-Chef David Powels diese Woche endgültig einen Schlussstrich gezogen: "Heute verkünden wir das Ende einer Auto-Legende", sagte der Manager, als er die Produktionseinstellung ankündigte. Ein paar Monate und ein aufwendiges Sondermodell noch, dann sind die letzten Exemplare verkauft, und das erfolgreichste Auto der Welt ist endgültig Geschichte.

Dabei erfreut sich der Dauerbrenner im Süden noch großer Beliebtheit. Rund 30 000 Südafrikaner bestellten Jahr für Jahr den fabrikneuen Oldie. Das beste Argument für den Citi Golf war neben seiner Unverwüstlichkeit der günstige Preis. Vier Zylinder, 1,4 Liter Hubraum und 73 PS sowie drei oder fünf Türen gab es für umgerechnet weniger als 10 000 Euro. Ein Polo kostet in Südarfika rund 50 Prozent mehr und der aktuelle Golf fast das Dreifache.

Begonnen hat die afrikanische Karriere des ersten Golfs im Jahr 1984, als die Wolfsburger am Kap mit dem schweren Start des Golf II zu kämpfen hatten. Weil der zu groß und zu teuer war, wurde als billige Alternative kurzerhand die Produktion des alten Golf noch einmal aufgenommen und erst in dieser Woche beendet. Trotz allem ist die Zeit am Klassiker nicht spurlos vorübergegangen. Zwar gleicht die Form noch dem Golf I, doch die Technik stammt mittlerweile vom Golf III, und das Interieur ist aus vielen anderen Konzernmodellen zusammengestückelt. Im Innenraum blicken die Besitzer inzwischen auf das Cockpit des Skoda Fabia, genießen getönte Scheiben und Sitzbezüge mit verspielten Automotiven, dürfen mittlerweile Musik sogar von der CD hören und konnten immerhin seit 2002 eine Zentralverriegelung bestellen.

Allerdings wirkt der Citi Golf auch wie aus einer anderen Welt und einer anderen Zeit. Er sieht zierlicher aus als der Polo, hat nur 200 Liter Kofferraum, steht auf winzig kleinen Rädchen und geizt mit der Ausstattung. Selbst für Geld und gute Worte waren weder Servolenkung, elektrische Fensterheber oder ABS zu haben - und auch den Airbag gab es erst in den letzten Wochen. Dafür jedoch läuft der Wagen wie das sprichwörtliche Lottchen: Weil der Citi nicht einmal 900 Kilo wiegt, reicht ihm schon die Basismotorisierung für respektable Fahrleistungen. Mit 73 PS schafft er es in 14,1 Sekunden auf Tempo 100, ist mit 156 km/h Höchstgeschwindigkeit schneller als überhaupt irgendwo am Kap erlaubt. Und auch auf den Salzpisten an der Atlantikküste ist man mit dem Citi immer vorn dabei. Schneller als 130 km/h sollte man angesichts der knietiefen Bodenwellen ohnehin nicht fahren.

Zum Abschluss der Citi-Baureihe wurde nun eine limitierte Edition des Fahrzeugs mit der Bezeichnung Citi Mk 1 aufgelegt. Exakt 1000 dieser Sammlerstücke sollen ihren Weg in die Hände von Autoliebhabern in Südafrika und der ganze Welt finden. Das Sondermodell hat einen 100-PS-Motor, 15-Zoll-Alufelgen, doppelte Frontscheinwerfer und Chromleisten um den Kühlergrill. VW-Statthalter Powels hat keinen Zweifel daran, dass Anfang 2010 auch der letzte Citi Golf verkauft sein wird. Doch das Ende des Klassikers ist damit noch lange nicht gekommen. Denn zumindest im Landesinneren regnet es so selten, dass der Rost keine Chance hat - Gebrauchtwagen halten also ewig.