Moderne Motoren kommen mit weniger Brennraum aus. Ob Fiat, BMW oder VW: Immer mehr Hersteller setzen schon auf kleinere Triebwerke.

Hamburg. Downsizing - das ist noch lange vor Hybrid- und Elektroantrieb der bestimmende Trend unter der Motorhaube. "Kleinere Aggregate, die ihren fehlenden Hubraum durch Aufladung und Direkteinspritzung kompensieren, sind sparsamer und obendrein noch leichter", erläutert VW-Entwicklungsvorstand Ulrich Hackenberg die Technik-Entwicklung, die momentan bei Autoherstellern in den Vordergrund rückt. Als Paradebeispiel nennt er den 1,4-Liter-Vierzylinder, der eine Leistungsspanne von 80 bis 160 PS abdeckt. Doch nur mit kleinen Hubräumen ist es offenbar nicht mehr getan: In der zweiten Runde des Downsizing geht es nun ganzen Zylindern an den Kragen.

Bislang eher exotische Motoren mit drei Brennkammern werden deshalb wohl bald salonfähig, und selbst der Zweizylinder feiert ein Comeback. "Schon lange setzen wir in Polo und Lupo mit großem Erfolg einen Dreizylinder ein", sagt Hackenberg und stellt ähnliche Konzepte auch für die sogenannte "New Small Family" rund um die Studie Up! in Aussicht. "Dort denken wir sogar über Zweizylinder nach", sagt er mit Blick auf den Preis und den Verbrauch des künftigen Einstiegsmodells.

Während dazu bei VW eine endgültige Entscheidung noch aussteht, hat Fiat bereits Nägel mit Köpfen gemacht. "Bei uns wird es schon bald einen Zweizylinder geben", bestätigt Klaus Schühle, der beim deutschen Importeur das Technikressort leitet. Der Motor nutzt die neue Multi-Air-Technologie mit variabler Ventilsteuerung. Er bekommt eine Benzindirekteinspritzung und dürfte seinen Einstand in einem Kleinwagen geben, der unter Panda und Fiat 500 positioniert wird. Auch BMW verliert die Scheu vor kleinen Triebwerken und plant laut Vorstandschef Norbert Reithofer den Einsatz eines Dreizylinders. Nachdem die Bayern in ihrer IAA-Studie "Vision Efficient Dynamics" bereits gezeigt haben, wie sie aus einem Dreizylinder-Diesel mit 1,5 Liter Hubraum 163 PS holen können, werde es eine vergleichbare Lösung künftig auch in Serienfahrzeugen geben. Allerdings sei damit das Ende der Fahnenstange erreicht. "Weniger als drei Zylinder wird es bei uns nicht geben."

Natürlich sind Zwei- oder Dreizylinder vor allem ein Thema für Kleinwagen und die Kompaktklasse. Doch auch darüber setzt zurzeit ein Umdenken ein, das immer mehr Zylindern den Garaus machen könnte. "Doch ist die Zahl der Zylinder natürlich auch eine Frage des Prestiges", räumt Heinz Hollerweger ein, der bei Audi die Produktentwicklung leitet. Auf den V8-Diesel will der Hersteller deshalb fürs Erste ebenso wenig verzichten wie auf den Zwölfzylinder-Benziner: Beide Motoren sind deshalb auch für die nächste Generation des A8 gesetzt.

Allerdings rudern die Hersteller auch in der Oberklasse ein wenig zurück. Hybridmodule wie in der S-Klasse von Mercedes oder im 7er von BMW sind die eine Möglichkeit, ohne Gesichtsverlust auf große Motoren zu verzichten. Der Elektromotor kann dann mühelos zwei bis vier Zylinder ersetzen. Schon jetzt wirbt Mercedes etwa für den V6-Geländewagen ML Hybrid mit den Fahrleistungen eines Acht- und dem Verbrauch eines Vierzylinders. Eine andere Variante ist die Zylinderabschaltung. Dort werden einzelne Brennkammern im Teillastbetrieb unbemerkt stillgelegt, sodass der Motor nur bei Vollgas mit allen Töpfen läuft. Das System war vor 10, 15 Jahren schon mal verfügbar und kommt jetzt wieder in Mode: "Wir arbeiten nicht nur bei V8-Motoren an der Zylinderabschaltung", berichtet etwa Audi-Motorenchef Hatz, "sondern auch bei Triebwerken bis herunter zu vier Brennkammern."

Auch die Kollegen bei Mercedes und dessen sportlicher Tochter AMG entwickeln einen V8-Motor, der die meiste Zeit als Vierzylinder unterwegs ist. Auf den Markt kommen soll er 2011, kündigt AMG-Chef Volker Mornhinweg an und verspricht dafür eine neue Kombination aus Vernunft und Vergnügen: "Spaß mit acht, sparen mit vier." Dass es selbst in der Oberklasse ohne viele Zylinder gehen könnte, hat Mercedes mit der Studie F 700 bewiesen, bei der ein ebenso sparsamer wie starker "Diesotto"-Motor die Vorzüge von Benziner und Diesel vereint.

Bis zur Marktreife dieser Technik müssen die Ingenieure allerdings nicht nur an Zuverlässigkeit und Laufkultur arbeiten, sondern sich auch über den Vertrieb und Bezeichnung eines potenten Vierzylinders mit gerade einmal 1,8 Liter Hubraum ernsthaft Gedanken machen, räumt Entwickler Marcus Kern ein. Die Fahrleistungen des 258 PS starken Modells sind durchaus adäquat. "Aber einen S 180 werden wir neben einem S 500 oder S 600 wohl schwerlich verkaufen können."