Motoren müssen effizienter werden, Hybridmodelle und Elektroautos in den Startlöchern.

Frankfurt. Wenn heute erstmals das Publikum die Frankfurter IAA stürmt, wird es einen Trend entdecken, der deutlich sichtbar ist und dennoch uneinheitlich. Einig sind sich alle Hersteller und Experten: Das Auto muss sparsamer werden. Differenzen gibt es nur in der Frage: Wie?

"Wenn ich ins Jahr 2020 springe, müssen drei Stränge verfolgt werden", sagt BMW-Chef Norbert Reithofer. "Die Verbrennungsmotoren müssen effizienter werden, wir müssen mehr Hybridmodelle anbieten und mit der Elektromobilität beginnen." Einer, der letzteren Wunsch unterstützt, ist Rolf Schumann. Er führt in Deutschland die Geschäfte des Unternehmens Better Place. Die Firma ist angetreten, die Infrastruktur für Elektrofahrzeuge aufzubauen. Auf der IAA gab Better Place bekannt, bei Renault 100 000 Elektroversionen des neuen Modells Fluence bestellt zu haben. "Es gibt die Autos erst in zwei Jahren. Wir haben also zwei Jahre Zeit, die Infrastruktur vorzubereiten", sagt Schumann.

Das ist wichtig, weil der Renault Fluence das Schicksal aller batteriebetriebenen Autos teilt: Verglichen mit einem vollen Benzintank, halten die Akkus nicht lange. Darum sollen Menschen, die Better-Place-Kunden werden, Ladestationen zu Hause und am Arbeitsplatz erhalten, und um längere Fahrten sicherzustellen, werde es auch Batteriewechselstationen geben: Binnen drei Minuten sei ein Akku ausgetauscht. "Ich stelle Ihnen 500 Wechselstationen in Deutschland hin, und Sie können fahren wie heute", behauptet Schumann.

Deutsche Autofahrer werden auf dieses Angebot noch etwas warten müssen. Better Place beginnt in Israel und Dänemark - weil die dortigen Regierungen sich sehr klar zur Förderung der Elektromobilität bekannt haben. Dänische Autokäufer, die an hohe Luxussteuern gewöhnt sind, sparen eben diese Belastung, wenn sie ein Elektroauto kaufen. Ob Deutschland im Wettbewerb der Nationen zur Förderung der Elektromobilität noch nachlegt, werde sich nach der Bundestagswahl zeigen, sagt Schumann.

Was man schon jetzt kaufen kann, sind Hybridmodelle, die Benzin- und Elektromotoren kombinieren. In der Mildhybrid-Variante dient der E-Motor nur als Unterstützung der eigentlichen Antriebsmaschine, außerdem startet er den Motor, weshalb Mildhybriden im Stand ebenso automatisch abschalten wie die interessanteren Vollhybriden. Die können Autos auf kurzen Distanzen auch rein elektrisch antreiben. Die Batterien werden automatisch vom Benzinmotor geladen, wenn der ohnehin für schnellere oder weitere Fahrten anspringen muss. Der Benziner bleibt auch hier die Hauptantriebsquelle, man kann aber immer mal wieder darauf verzichten. "Viele Lexus-Besitzer fahren elektrisch in die Tiefgarage", sagt Deutschland-Geschäftsführer Ulrich Selzer der Toyota-Tochter. So gebe es keine Abgasbelästigung im Raum. "Wenn ich spät nach Hause komme, fahre ich auch elektrisch. Dann wecke ich die Kinder nicht."

Die Schwester der Hybrididee ist die Technik, die Rollen von Benzin- und Elektromotor zu vertauschen. Es wird eine Reihe von Elektroautos entwickelt, denen zur Reichweitenverlängerung ein Benzinmotor eingebaut wurde. Er treibt aber nicht die Räder an, sondern dient nur zum Nachladen der Batterie, die zudem auch an der Steckdose gefüllt werden kann. IAA-Beispiele für solche Autos sind der Opel Ampera und der Fisker Karma. Als weitere Variante ist bei Toyota ein Prius mit Vollhybrid-Antrieb zu sehen, dessen Akkus sich nicht nur während der Fahrt, sondern gleichfalls an der Steckdose laden lassen.

Dass es richtig ist, künftig Hybridkonzepte einzusetzen, zeigt VW mit seinem L1. Das 380 Kilo leichte Auto, in dem zwei Menschen hintereinander sitzen, verbraucht nur 1,38 Liter auf 100 Kilometer - auch weil VW hier ein Vollhybrid-Konzept mit einem Dieselmotor verwirklicht. Dieselhybriden gibt es bisher nur bei Peugeot. Die Franzosen kündigen den Start ihres Kompaktvans 3008 mit Dieselhybriden für 2011 an. Auf ein serientaugliches VW-Einliterauto wird man zwei Jahre länger warten müssen. Dann, 2013, könnte auch die Entwicklung des Elektrokleinstwagens E-Up! abgeschlossen sein. Bis dahin wird das Brot mit herkömmlichen Autos verdient. Kein Autohersteller traut sich heute schon, einen der drei Entwicklungspfade zu verlassen.