Mit Dieselantrieb und zwei Elektromotoren benötigt das Fahrzeug nur 3,7 Liter/100 km.

München. Schon bislang war das Efficient-Dynamics-Konzept für BMW ein voller Erfolg. Dabei haben die Bayern ihre Appetitzügler nur in Serienmodelle eingebaut. Wie weit man das Spiel treiben kann, wenn die gesamte Konstruktion eines neuen Modells nach den Prinzipien der Sparsamkeit erfolgt, demonstriert man zur IAA in Frankfurt mit einer futuristischen Studie: Der 2+2-Sitzer "Vision Efficient Dynamics" mit den gewaltigen Flügeltüren fährt mit einem sogenannten Plug-In-Hybrid, dem 3,76 Liter Diesel/100 km reichen. So sinkt der CO2-Ausstoß auf 99 g/km.

Dennoch bleibt die sprichwörtliche Freude am Fahren nicht auf der Strecke: Schließlich würde die Studie binnen 4,8 Sekunden auf Tempo 100 beschleunigen und bei 250 km/h abgeregelt werden. Damit wäre das Auto spritziger als ein M3 und sparsamer als ein Mini, frohlocken die Bayern.

Schlüsselelement im Sparkonzept ist der unkonventionelle Antrieb, bei dem BMW gleich drei Trends vereint. Der Diesel folgt mit drei Zylindern der Idee vom Downsizing und kommt trotz des bescheidenen Hubraums von 1,5 Litern auf 163 PS. Zwei Elektromotoren mit zusammen bis zu 193 PS machen den Wagen zum Hybridmodell. Und die 98 Lithium-Polymer-Zellen mit einer Kapazität für bis zu 50 Kilometer Reichweite lassen den 4,60 Meter langen, aber nur 1,24 Meter hohen Wagen auch als Elektroflitzer gelten. Trotzdem geht dem Auto nicht so schnell die Puste aus: Mit dem Diesel im Tank wächst der Aktionsradius auf runde 700 Kilometer.

Dabei lädt die Studie ihre Akkus nicht nur wie ein konventioneller Hybrid beim Bremsen und durch den Motor, sondern auch an der Steckdose. Nach 2,5 Stunden sind die Batterien wieder aufgeladen. Fährt man im elektrischen Modus und legt den europäischen Strommix zugrunde, ist man mit einem CO2-Ausstoß von 50 g/km unterwegs.

Alle drei Motoren, die man auch zu einem Allradantrieb kombinieren kann, kommen zusammen auf eine Systemleistung von 356 PS und ein Drehmoment von 800 Newtonmeter. Kein Wunder, dass Designchef Adrian von Hooydonk nicht nur das Design des Flügeltürers meint, wenn er von einem zukunftsfähigen Supersportwagen spricht und hofft, "dass sich mit Autos wie diesem bestimmt kein Kunde mehr zwischen purer Vernunft und viel Vergnügen entscheiden muss".

Nur die sparsamen Motoren allein reichen allerdings nicht, um den Verbrauch zu drücken. Dafür sorgen auch die ausgefeilte Aerodynamik mit einem c{-W}-Wert von 0,22 und das geringe Gewicht von weniger als 1,4 Tonnen. Die riesigen Fensterflächen, die sich bei großer Sonneneinstrahlung wie eine Brille automatisch abdunkeln, sind deshalb nicht aus Glas, sondern aus Polycarbonat. Und auch die optisch beinahe schwebenden Sitze haben eine extrem dünne Leichtbaustruktur. Das bringt noch einen anderen Vorteil: So gewinnen die Designer mehr Beinfreiheit und sprechen guten Gewissens von einem Viersitzer. Wie eng es allerdings mit drei Motoren, Tank und Batterie an Bord zugeht, lässt der Kofferraum vermuten: Er fasst nur 150 Liter.

Leider ist die Studie nur eine Vision, "mit der wir die künftige Richtung vorgeben wollen", sagt Hooydonk und zerstört damit die sehnsüchtige und aus München immer wieder genährte Hoffnung auf ein baldiges Comeback des Supersportwagens M1. Der würde den Bayern angesichts des erfolgreichen Audi R8 und des bevorstehenden Mercedes-Flügeltürers SLS gut zu Gesicht stehen. Doch werden wohl einige Details schon früher in Serie gehen. Denn wie ernst es BMW mit der Freude am Sparen ist, kann man auf der IAA ebenfalls sehen: Dort steht ein abgespeckter 320d aus der "Efficient Dynamics Edition", den BMW mit reduzierter Leistung, neuem Getriebe und ein paar weiteren Änderungen auf 4,1 Liter und 109 g/km gedrückt hat. Die Limousine sieht zwar nicht so spektakulär aus wie die Studie, ist aber immerhin der sparsamste BMW im aktuellen Modellprogramm.