Den Kompakten gibt es ab 7500 Euro. Schwache Bremsen und der fehlende Schleuderschutz ESP werden bemängelt.

Hamburg. Alle jammern über Energiepreise, nur die Renault-Tochter Dacia dreht das Rad zurück. Der günstige Sandero wirbelt mit seinem Preis die Klasse der Sparautos durcheinander. Ab 7500 Euro gibt es den Kompakten. Keiner ist billiger. Das Preiswunder aus Rumänien passt perfekt in die Zeit. Aber was kann der Dacia Sandero im Vergleich mit Sparmodellen wie Chevrolet Aveo und Hyundai Getz oder den Klassen-Champions Skoda Fabia und VW Polo?

Nichts am Sandero wirkt billig oder peinlich. Auch innen nicht, wo die Topversion "Laureate" (10 000 Euro) sogar Aluglanz aufträgt. Man fühlt sich behaglich, mit dem meisten Platz für Schultern und dem größten Kofferraum. Dafür wird es in der zweiten Sitzreihe eng.

Der Fabia ist praktisch veranlagt. Seine Sitze passen den unterschiedlichsten Figuren, die gesamte Rückbank lässt sich umlegen. So zaubert der solide Skoda aus knapp vier Meter Länge das Maximum: reichlich Kniefreiheit im Fond und bis zu 1163 Liter Kofferraum. Mit seiner vorbildlichen Sicherheit (sechs Airbags, ESP) übertrifft er sogar den Polo, der wieder mal das typische VW-Gefühl verströmt: Materialien, die man gern anfasst, Polster für die Ewigkeit, aber eine magere Ausstattung.

Das können auch die Billigheimer Chevrolet Aveo und Hyundai Getz nicht besser. Beide sind ähnlich knapp geschnitten, mit festen, aber wenig konturierten Sitzen ausgestattet. Der Aveo gefällt mit guter Übersicht. Der Hyundai ist in diesem Feld spürbar das älteste Auto: knallblauer Stoff auf Sitzen und Türverkleidungen kann nicht über Schwächen wie die schlecht eingepasste Heckklappe hinwegtäuschen.

Ach, hätten alle einen Motor wie der Getz: drehfreudig, 97 PS stark, auf der Autobahn für Tacho 190 gut. Aber der Hyundai enttäuscht mit seiner allzu straffen Federung und einer gefühllosen Lenkung, Immerhin bieten die Koreaner den Schleuderschutz ESP für 600 Euro Aufpreis an. Und den hat der Getz auch dringend nötig, denn bei abgeschaltetem System keilt der Kleine mit dem Hinterläufen aus.

Noch schlimmer der Aveo. Nicht nur, dass der kleinste Motor mit nur 1,2 Liter Hubraum wie zugeschnürt wirkt. Es wird sogar gefährlich, weil der Mini-Chevy im Bremstest erst nach indiskutablen 42,2 Metern steht.

Wie es besser geht, zeigt der Sandero, der mit langen Federwegen wie gemacht erscheint für Holperpisten. Das wirkt im ersten Moment schaukelig und lässt für den Elchtest Schlimmes befürchten, doch der Dacia hält auch mit höchster Beladung sauber die Spur. Alles gut? Nein, denn aus Tempo 100 steht der Rumäne erst nach miesen 41,6 Metern. Vorbildlich zeigen sich hier Skoda Fabia und VW Polo. Souverän in der Federung, sicher durch modernes Fahrwerk - plus ESP. Im Test-Skoda beschleunigte der leise 1,4-Liter-Motor schlechter als sonst, zudem trat er mit sportlichen 16-Zoll-Rädern an (640 Euro Aufpreis). Ergebnis: Der Fabia bremst etwas besser, lenkt knackiger ein, verliert aber spürbar beim Fahrkomfort. Da steht der Polo mit seinen 14-Zoll-Rädern harmonischer da.

Schließlich zum Thema Geld. Der Polo spielt in diesem Test den kleinen, teuren Mercedes. Darf der VW mit 14 280 Euro Grundpreis überhaupt in der Sparklasse starten? Ein 10 000-Euro-Preiswunder wie der Sandero lässt den Wolfsburger plötzlich in einem anderen Licht dastehen. Für die 4280 Euro Preisdifferenz tankt der Sandero Sprit für über 36 000 Kilometer. Für den Polo sprechen die langen Wartungsintervalle, der sparsamste Verbrauch (6,4 Liter) und seine Wertbeständigkeit.

Das dürfte beim Fabia kaum anders ausfallen. Doch die Zeiten, als Skoda als Preisbrecher antrat, sind endgültig vorbei. Gleiches gilt für den Getz. Auch der Koreaner hat sich, zumindest als GLS für 13 390 Euro, weit von der Preisbasis verabschiedet. Vorbildlich dagegen die Garantieleistung: drei Jahre auf das ganze Auto, zehn Jahre gegen Durchrostung. Dazu sollte Chevrolet sich auch durchringen, denn der Aveo geht preislich als schärfster Konkurrent des Sandero durch. Doch mit 6,8 Liter Testverbrauch kann er an der Tanksäule nicht entscheidend sparen. Denn der hubraumstärkere Sandero kommt mit 7,4 Liter aus. Sicher, Verbrauchswunder sehen anders aus, doch die sind vom technisch angestaubten Triebwerk nicht zu erwarten.

Fazit: Der Skoda Fabia gewinnt den Vergleichstest, weil er viel Platz, Sicherheit und günstigen Unterhalt bietet, vor dem fast identischen, aber teuren Polo. Hinten landen Chevrolet Aveo und Hyundai Getz. Nur günstig zu sein reicht eben nicht aus, wenn Sicherheit und Komfort nicht stimmen. Am meisten überrascht der Dacia Sandero: einfach, solide, konkurrenzlos günstig. Seine Schwächen sind Bremsen und fehlendes ESP. Trotzdem ein Auto, das Käufer wie Hersteller aufrütteln wird - denn ab sofort gilt ein neuer Preismaßstab.