Lichtspezialist Hella entwickelt Systeme mit einzeln abschaltbaren LED-Frontmodulen.

Paderborn. Intelligente Scheinwerfer machen das Autofahren künftig noch sicherer. Das Licht wird nicht nur automatisch an die jeweilige Umgebung angepasst; kleine Kameras erkennen außerdem, ob Gegenverkehr oder vorausfahrende Fahrzeuge auftauchen, die nicht geblendet werden dürfen. Sie passen die Reichweite des Lichtkegels dann selbstständig an der Verkehrssituation an. Die Scheinwerfer der nächsten Generation, entwickelt vom Lichtspezialisten Hella, sollen 2009 auf den Markt kommen.

Die kameragesteuerten Scheinwerfer reagieren mit der "adaptiven Hell-Dunkel-Grenze" nicht nur auf den Zustand der Fahrbahn, sondern auch auf die Verkehrssituation. Ist kein anderes Auto in der Nähe, dann wird der Lichtschein so weit wie möglich bis auf das Fernlichtniveau ausgedehnt. Erkennt das System aber bis zu einer Entfernung von 800 Metern ein anderes Fahrzeug, passt es die Reichweite der Scheinwerfer so an, dass der Lichtkegel am anderen Auto endet und den Fahrer nicht blendet. Fahren beide Pkw aufeinander zu, nimmt der Wagen mit adaptiver Hell-Dunkel-Grenze das Licht immer weiter bis auf normales Abblendlichtniveau zurück.

Weitere Hilfsmittel sollen die Sichtverhältnisse weiter verbessern. So arbeiten die Hella-Ingenieure an der Verwirklichung eines blendfreien Fernlichts. Tauchen im Verkehr Teilnehmer auf, die geblendet werden könnten, sorgt ein "VarioX"-Projektionsmodul dafür, dass aus der Fernlichtverteilung diejenigen Anteile herausgenommen werden, die stören. Auf Basis von Bilddaten erkennt das System andere Verkehrsteilnehmer und spart durch das Verstellen einer drehbaren Walze gewisse Bereiche im Fernlicht aus.

Das Assistenzsystem "Markierendes Licht" schließlich verhält sich genau anders herum. Es strahlt Personen auf oder neben der Fahrbahn oder andere mögliche Gefahrenquellen durch die Scheinwerfer gezielt an. Der Fahrer nimmt sie deshalb früher und bewusster wahr und kann seine Reaktionen entsprechend einstellen. Das System basiert auf sogenannten LED-Arrays, einzelnen Modulen in LED-Scheinwerfern, die gezielt auf bestimmte Objekte gerichtet werden können. Die neue Generation von Leuchten besteht aus einzelnen an- und abschaltbaren Modulen, verfügt über eine Lebensdauer von bis zu 10 000 Stunden und hat nur einen niedrigen Energiebedarf. Bisher setzten die Techniker die Lichtquellen vornehmlich als Brems- und Heckleuchten, als Stand- oder Tagfahrlicht ein. Inzwischen können die Dioden auch Abblend- und Fernlicht erzeugen. Die Serienreife dieser Beleuchtung ist für das Jahr 2012 angekündigt.

Zusätzlich bieten die Chips dem Autohersteller die Möglichkeit, die Scheinwerfer nach eigenen Wünschen zu gestalten. Das Design kann dem Logo oder einer bestimmten Linienführung in der Fahrzeugfront angeglichen werden, um das Aussehen noch stimmiger zu machen. Erreicht wird der Effekt, indem beispielsweise beim Abblendlicht einzelne Module in einer bestimmten Art und Weise neben- oder untereinander angeordnet werden.

Immer mehr Kamerasysteme erobern das Auto. So sorgen Minikameras in der Zukunft für mehr Sicherheit und Bequemlichkeit im Straßenverkehr. Um das Rangieren noch einfacher zu machen, entwickelt Hella ein "TopView"-System. Es besteht aus vier Kameras, die an Front, Heck und an den beiden Außenspiegeln des Wagens montiert sind. Mit einem Öffnungswinkel von jeweils 180 Grad sammeln die Sensoren Eindrücke, die ein Computer zu einem Gesamtbild zusammensetzt. Auf einem Display im Wageninneren sieht der Fahrer dann sein Auto und die aktuelle nähere Umgebung aus der Vogelperspektive, sodass er sich besser in eine Parklücke einreihen kann. Das System ergänzt damit die aktuell verfügbaren Einparkhilfen, die mit Ultraschall arbeiten.